Welche Folgen hätte es für eine Gesellschaft, wenn man eine Substanz zum Verkauf freigibt, die jedes Jahr mehrere Millionen Menschen auf tragische Art und Weise das Leben kostet? Teil des Spiels wären zudem unzählige zerstörte Existenzen, psychische Schäden bei Überlebenden und Hinterbliebenen sowie eine unglaubliche Menge an Abhängigen, die trotz aller Risiken nach mehr lechzen. Leider ist der Konjunktiv in diesem Fall unangebracht, denn dieses schreckliche Szenario ist traurige Realität. Die Menschheit ist süchtig und die Zustände nehmen mittlerweile desaströse Ausmaße an, wie die Dokumentation Alkohol – der globale Rausch zeigt.
Alkohol – Ursache und Lösung in einem Glas
Was gibt es nach einem anstrengenden Arbeitstag besseres als ein kühles Bier? Zu Fisch empfiehlt sich meist ein süßlicher Weißwein, Gemüse oder Fleisch ergänzen sich ausgezeichnet mit einem trockenen Rotwein. Es folgt ein kurzer Verdauungsschnaps, bevor es dann weiter in eine Bar geht, wo die Kehle weiterhin feucht gehalten wird, wie man so schön sagt. Solch ein Abend ist trotz der Kopfschmerzen am nächsten Tag keine Ausnahme, sondern erscheint vielen vollkommen normal. Wenn man darüber nachdenkt, findet man selbst immer einen Anlass, der den Konsum von Alkohol nicht rechtfertigen würde. Es ist egal, ob man selbst feiert oder nur Gast ist, aufgrund der gesellschaftlichen Akzeptanz ist ein Glas meist nicht nur erlaubt, dafür oft sogar ein Muss. Passenderweise gibt es Alkohol in den verschiedensten Stärken, Farben, Größen und Geschmäcker überall zu kaufen, sogar bei den Quengelwaren an der Supermarktkasse, wodurch der Blick der Kinder nicht nur auf die Schokolade, sondern auch auf die kleinen Fläschchen für die Erwachsen fällt.
Bier, Wein, Sekt, Likör, Aperitif, Schnaps, Rum – für jeden Geschmack gibt es das passende Getränk, auch die jeweilige Situation ist unwichtig. Als Munter- und Mutmacher ist der unser Helfer in der Not, dient uns bei sportlichen Aktivitäten als Zielwasser und falls die Dinge Mal aus dem Ruder laufen, ist der unser Sorgenbrecher. Dass Alkohol selbst zur Sorge werden kann, das sagt uns bei unserem ersten Schluck niemand. Bereits hier kommen die ersten Probleme mit dem Thema auf. Man kann Alkohol eigentlich immer erwerben und es gibt scheinbar keinen Grund, es nicht zu probieren. Immerhin trinkt ihn doch so gut wie jeder und alle scheinen so mehr Spaß zu haben. Dabei ist es nichts anders als eine Droge, da er bewusstseinsverändernd wirkt und abhängig machen kann.
Man muss wissen, dass Alkohol nicht irgendeine Droge ist, sondern je nach Studie zwischen den Plätzen eins und vier rangiert. Bei Untersuchungen hinsichtlich der Suchtgefahr nimmt Alkohol den vierten Platz ein, geht es um die Todesrate, steht er mit großem Abstand vor Heroin, Crack, Kokain und Methamphetamin auf Platz eins. Das klingt nun deutlich besorgniserregender, vor allem wenn man an Feierlichkeiten mit der Familie oder Freunden denkt und jeder ein volles Glas in der Hand hält. Wir schenken uns und unseren Liebsten also nicht irgendeine Leckerei ein, sondern den absoluten Top-Killer, der allein in Deutschland unmittelbar für mehr als 74.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist. Die Frage, warum solch ein Produkt, welches als Nervengift kategorisiert ist, nicht nur erlaubt, sondern überall erhältlich und gesellschaftlich akzeptiert ist, ist mehr als berechtigt.
Gewinne auf Kosten von Menschenleben
Die Risiken von Alkoholkonsum sind derartig breit gefächert als auch tiefgehend, sodass man sie kaum in einem Bericht nennen kann. Laut der WHO stehen mehr als 200 verschiedene Erkrankungen, darunter auch zahlreiche Krebsarten, in direkter Verbindung mit Alkohol. Während mehr als 140 Millionen weltweit alkoholsüchtig sind, sterben rund um den Globus mehr als drei Millionen Menschen pro Jahr – und die Zahlen steigen stetig an. Ein Grund, warum sich an dieser beunruhigenden Entwicklung nichts ändert, ist, dass auch die Umsätze der Industrie immer weiterwachsen. Nun könnte man argumentieren, dass wir in einer freien Marktwirtschaft leben und die Nachfrage das Angebot bestimmt. Aber wer kann ein Produkt verkaufen, das weltweit für so viele Tote sorgt? Wo bleibt das Gewissen, auch in der Politik, die uns aufklären und vor solchen Gefahren schützen sollte?
Kann es sein, dass die Politik selbst ein Alkoholproblem hat, beziehungsweise ein Problem mit dem Lobbyismus der Alkoholindustrie? Jedes Jahr kürt der Deutsche Brauerbund einen Bierbotschafter, der aus den höchsten Reihen unserer Politik stammt und für sein Engagement belohnt wird. Welches Engagement das genau ist und welche Ausmaße es annimmt, wird meist nicht an die große Glocke gehängt. Politik und Wirtschaft stehen sich also auch in dieser Branche sehr nah und stoßen auf die Erfolge an. Vom Erfolg profitiert die breite Gesellschaft eher weniger, dafür aber eine Industrie, die hierzulande jedes Jahr einen Umsatz von rund 36 Milliarden Euro durch den Verkauf von einem Konsumprodukt erwirtschaftet, welches uns abhängig und todkrank macht. Man kann gar nicht anders, als zu hinterfragen, ob die Politik alle Fakten ignoriert und sich Versagen vorwerfen lassen muss oder ob hier, wie bereits häufiger, ein politischer Interessenkonflikt besteht?
Einen klaren Kopf bewahren und den Klaren im Glas lassen
Man kann der Politik sowie unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem zahllose Fehler und Missstände vorwerfen, das ist traurig, aber wahr. Tatsächlich machen es einige andere Länder deutlich besser als wir, Island wäre hier ein gutes Beispiel. Aber man darf nicht vergessen, dass wir nicht mit der Pistole auf der Brust zum Trinken gezwungen werden. Übermäßiger Alkoholkonsum sowie Abhängigkeit sind auch ein soziales Problem, Sorgen und Kummer verleiten zwar zum Rausch, dennoch führt der scheinbar unbeschwerte Genuss auch in die Sucht. In beiden Fällen kann der richtige Umgang bereits eine große Hilfe sein und meist reicht ein offenes Ohr für die Probleme anderer bereits aus.
„Alkohol ist eine wunderbar clevere Droge.“ – David Nutt
Sicher ist, der Spaß soll bleiben, dazu braucht es aber keinen Alkohol in Massen, sondern vor allem eine gute Gesellschaft. Die Verantwortung liegt also auch bei uns, wie wir mit unserem eigenen als auch mit dem Konsum anderer umgehen. Wir können direkt als auch indirekt der Auslöser sein, dass andere mittrinken oder eben nicht. Das alles passiert meist unbewusst und hier muss sich etwas ändern. Wenn sich die Politik ihrer Schutzaufgabe nicht bewusst ist, dann nehmen wir die Sache selbst in die Hand.
Ein bewussterer Umgang mit Alkohol ist die Lösung, die man nicht in einem Glas servieren kann. Wir und alle anderen können davon nur profitieren, immerhin leidet nicht nur eine suchtkranke Person, sondern das gesamte Umfeld. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Industrie satt von ihren Profiten ist und die Politik sich wieder auf den Schutz der Bevölkerung besinnt, können wir schon Mal damit anfangen, die Dinge ins Positive zu lenken. Die Dokumentation Alkohol – der globale Rausch, die Du jetzt in voller Länge auf maona.tv – der TV-Sender mit Sinn! sehen kannst, zeigt den Einfluss der Industrie auf die Gesellschaft und Politik. Der preisgekrönte Regisseur Andreas Pichler malt nicht den Teufel an die Wand, sondern gibt einen Einblick hinter die Kulissen und geht der Frage nach, warum wir überhaupt trinken.
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