62 : 3,6 Milliarden
Die soziale Ungleichheit erreicht einen neuen Höchststand mit dem Ergebnis, dass 62 Superreichen so viel gehört wie der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung. Stellt man dies in genaueren Zahlen dar, wären das fünf Dutzend Menschen, die so viel besitzen wie 3,6 Milliarden Menschen, die derzeit den ärmeren Teil der Gesamtbevölkerung weltweit ausmachen. Diesen unfassbaren Vergleich gab nun die Nichtregierungsorganisation Oxfam bekannt. Die sich dabei auf die jährlich erscheinende Reichenliste des US-Wirtschaftsmagazins “Forbes” beruft.
Diesen 62 Superreichen gehören die mächtigsten Konzerne – Software, Mode, Supermärkte – mit einem Vermögen von 1760 Milliarden Dollar. Seit 2010 ist dies somit um 44 % angestiegen! Was mit dem stark fallenden Vermögen der ärmsten Hälfte der Weltbevölkerung korreliert – das mit 41 % enorm sinkt seit dem Höhepunkt 2011. Grund dafür ist unter anderem, dass lediglich 1 % von den weltweiten Vermögenszuwächsen seit der Jahrtausendwende an diese Hälfte der ärmeren Bevölkerung ging, wohingegen der Rest von 99 % zur besagten Kleinstgruppe von Superreichen floss.
Als Hauptgrund, so Oxfam, sei die Wirtschaftspolitik, die immer wieder mit Hilfe von Steuerverstecken Schlupflöcher für die reichsten Prozent bieten. Da bildet selbst die Spendenbereitschaft einiger aus dieser Superreichengruppe im Vergleich nur einen kleinen Tropfen auf den heißen Stein. Jedes Jahr entgehen so allein Entwicklungsländern 100 Milliarden US-Dollar durch Steuervermeidung multinationaler Konzerne.
Im März 2015 veröffentlichte “Forbes” folgende Tabelle der 62 Superreichen:
Dieses scheinbar perfide Spiel der Superreichen-Gruppe, um die “besten Plätze”, kann man in Echtzeit unter folgendem Link mitverfolgen, das “Forbes” auf seiner aktuellen Webseite führt: aktuelle Tagesliste der reichsten Menschen der Welt.
Führende Wirtschafts- und Finanzinstitutionen wie der Internationale Währungsfonds (IWF) oder die OECD sind sich einig: Die wachsende soziale Ungleichheit wird weltweit zu einem immer größeren Problem. Dies unterstreicht der Bericht „An Economy for the 1 %. How privilege and power in the economy drive extreme inequality and how this can be stopped“, den Oxfam anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos veröffentlichte.
“Soziale Ungleichheit führt dazu, dass Gesellschaften auseinanderdriften, es ihnen an sozialem Zusammenhalt fehlt. Menschen fühlen sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen, ausgegrenzt, nicht anerkannt. Das schürt Politikverdrossenheit, Spannungen und Gewalt. Auch in Deutschland ist die Schere groß: Im Jahr 2014 verdiente ein Vorstand eines Dax-Konzerns in Deutschland durchschnittlich 54-mal so viel wie ein durchschnittlicher Angestellter. Während multinationale Konzerne teilweise Milliarden an Steuern jährlich in Steueroasen schaffen, fehlt es an Geld für Bildung oder Gesundheit. Das geht auf Kosten von uns allen.” (Sprecher Oxfam)
Ein vielschichtiges Problem, dass aus alten Zeiten wurzelt und nicht allein durch die Auflösung der Steuerverstecke zu lösen ist. Es ist mindestens im gleichen Ausmaß die große nationale und internationale Korruption, die überhaupt verhindert, dass Entwicklungshilfe die Betroffenen erreicht. Bzw. durch gut gemeinte Hilfe, wie z.B. die des Roten Kreuzes durch die Sammlung und Spende von Altkleidern, sogar ganze Infrastrukturen an aufkeimenden und bestehenden Unternehmen in diesen Ländern zerstört und damit ein gewisse Hoffnungslosigkeit auf Selbständigkeit nimmt.
Hilfe zur Selbsthilfe, Aufklärung, das Vermitteln von tatsächlich nutzvollem Wissen, Selbstverantwortung und dass wir wieder auf unsere Herzen hören, sind weitere Punkte, die bei der Lösung berücksichtigt werden dürfen. Denn ist es nicht auch vielmehr so, dass die, die zu so extrem viel Wohlhaben gekommen sind, geschickt mit den Ängsten und Bedürfnissen der Menschen manipulativ spielen und genug Menschen ihnen helfen, um oft egoistisch zu partizipieren? Also stellen wir uns alle doch einmal die ernsthafte Frage: Warum machen wir alle da mit und/oder lassen es zu?
Sicher werden wir dabei feststellen, wenn wir wirklich ehrlich in uns hinein hören, dass jeder von uns seine persönliche Antwort dazu findet und seinen persönlichen Beitrag entdeckt, den er für die Lösung dieser Sache beitragen kann, egal wie klein er scheint.
Ein guter Wegweiser mögen wohl dafür die Worte eines berühmten Mannes sein:
“Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.” (Mahatma Gandhi)
Mehr dazu in unseren Beiträgen Jetzt! Bewusstseinswandel in der Wirtschaft und Wirtschaften im Einklang mit dem Leben.