Chaotische Systeme folgen keinem eindeutigen, allgemeingültigen, also vorhersagbaren Muster
Von Claus Folger
Vor kruden, in Großgleichungen (Klima=Umwelt=Gesundheit), also unterkomplex denkenden Klima-Forschern, braucht sich niemand intellektuell zu fürchten. Zumal längst »eine klimawissenschaftliche Echokammer entstanden ist, in der Falsches hundert- oder tausendfach wiederholt wird«, wie die Wirtschaftswoche schreibt. Doch sie bestimmt das geistige Klima im Land und dominiert die Politik mit der Angst vor einer nahenden Klima-Katastrophe.
Zoomen wir uns in einem Modellversuch einmal an eine imaginäre Hauptschule mit Flachdach in Frankfurt am Main. Der Schuldirektor hat von der im Fachjournal Frontiers in Sustainable Food Systems erschienenen Studie »Enhancing crop growth in rooftop farms by repurposing CO2 from human respiration inside buildings« der Universität Boston erfahren, wonach die Nutzung von CO2-Abluft (also Atemluft!) aus Gebäudelüftungssystemen das Pflanzenwachstum auf Dächern um den Faktor 4 verstärken kann. In Frankfurt will er die Erkenntnisse der Wissenschaft nun in die Praxis umsetzen.
Der Kreislauf ist verblüffend einfach
- CO2 wandert vom Schüler ins Klassenzimmer.
- Ein Lüftungssystem leitet das CO2 auf das Dach, wo es durch eine Abluftöffnung freigesetzt und auf Pflanzen in der Dachfarm appliziert wird.
- Schüler konsumieren die über die Maßen prächtige Ernte, wodurch der Kohlenstoff in den menschlichen Körper zurückkehren kann.
An dieser Stelle wenden amtlich bestellte Faktenchecker routiniert ein, dass der Nährstoffgehalt von Nahrungspflanzen bei steigenden CO2-Werten konstant und linear abnehme, der wissenschaftlich gut abgesicherte CO2-Düngeeffekt also verpuffe. Zumindest für Dinosaurier-Futterpflanzen stimmt dies nicht. Im Experiment ließen Forscher der University of Leeds mehrere Nachfahren dieser Pflanzen unter CO2-Konzentrationen von 400 bis 2.000 parts per million (ppm) wachsen. Blattproben nach drei und sechs Monaten bezeugten einen im Schnitt unverändert hohen Nährstoff- und Energiegehalt. Warum auch nicht, schließlich stammt laut Patrick Moore, dem ehemaligen Direktor von Greenpeace International, »jede Spezies auf der Erde, einschließlich unserer eigenen, von Vorfahren ab, die in einem Klima mit einem viel höheren CO2-Gehalt gediehen, als es heute der Fall ist.«
Umweltintelligente Qualitätsmonster sind die heutigen Pflanzen, da sie mit dem Anstieg ihres Kohlendioxidgehalts in den letzten 160 Jahren weniger Wasser benötigen und dadurch auch in trockeneren Klimaten wie z.B. Steppen oder Wüsten wachsen. So schrumpft die einst fruchtbare Trockenwüste Sahara nach dem NASA-Vegetationsindex kontinuierlich. Forscher staunen über mittlerweile fast zwei Milliarden Bäume in der Region Sahara/Sahel. Der Grund dafür ist wohl der CO2-Anstieg, welcher die Pflanzenwelt düngt und die Erde begrünt (Leaf Area Index). Oder gibt es in dem Sinne gar keine CO2-Zunahme? Schließlich bemisst Meyers Universallexikon von 1890 den Wert von CO2 in der Atmosphäre mit ca. 0,04 Prozent. Er lag also nicht niedriger als heute.
Der Schulalltag hat uns wieder. Es ist Montagmorgen, 8.00 Uhr. Der NaWi-Lehrer definiert zunächst Klima (für uns Westler eine Großidee aus längst überwunden geglaubten Zeiten, während es diesen Begriff in vielen Sprachen gar nicht gibt), um anschließend sein Thema zu finden: Schmelzendes Inlandeis, schwindende Gletscher, unendliche Eiswüsten und einsame Eisbären – das sind die Bilder der Arktis, die wir kennen. Das angebotene Material dazu stammt vom World Wildlife Fund »Der Kampf um die letzten Eisbären | Die Arktis schmilzt | WWF Die Story“«Das ist unserem Lehrer aber zu reißerisch. »Gibt es den Eisbären nicht schon seit 600.000 Jahren, wie das Wissenschaftsmagazin science berichtete?«, fragt er sich. Stattdessen begibt sich der Lehrer mit seinen Schülern auf eine spannende Reise in die Welt der Inui. Die einleitenden Worte seiner Online-Lernwerksatt sind: »Mach dir ein Bild davon, wie die Völker des hohen Nordens in Eis und Schnee und monatelanger völliger Finsternis überleben.« Wofür das Lesen der Gestirne eine Grundvoraussetzung ist. Was berichteten die Inuit 2014 der NASA?
»Die Erdachse hat sich verschoben, denn das Tageslicht ist viel höher am Horizont als sonst. Wir merken diese Veränderungen durch Beobachten der Atmosphäre. Wir haben schon immer hier gelebt und unser ganzes Leben lang die Sonne beobachtet. Der Verlauf der Sonne hat sich nicht verändert, dafür aber der Punkt, an dem sie aufgeht. Vielleicht ist die Erdachse gekippt. Die Sonne ging sonst sehr nah neben der höchsten Spitze des Berges auf. Neuerdings geht sie hinter der höchsten Spitze des Berges auf. Da die Sonne jetzt höher strahlt, bekommen wir mehr Hitze ab. Dies verändert das Klima.«
Wenn die Sonne am Nordpol höher strahlt, dann strahlt sie am Südpol niedriger. Das würde gut erklären, warum die Eismassen am Nordpol abnehmen, während sie am Südpol zunehmen, wo sich etwa 95 Prozent der Festlandgletscher und 90 Prozent der Eismassen des Globus befinden. Die Welt kommentierte seinerzeit:
»Für diejenigen Klimaforscher, die ihre Arbeit und Prognosen für das laufende Jahrhundert vor allem auf Computermodelle stützen, ist der sich beschleunigende Zuwachs beim südlichen Meereis über mindestens dreieinhalb Jahrzehnte ein Problem. Ihre Modelle laufen auf das Gegenteil hinaus.«
Skandal um manipulierte Daten
Weitere Zwangslagen der massenmedial beispiellos in Szene gesetzten und sich von unglaublich gut gefüllten Milliardentöpfen nährenden Klimaforscher, Aktivisten und NGOs (die nicht nur im China-Konflikt von westlichen Rüstungsfirmen mitfinanziert werden) zeigte bereits 2009 Climategate auf, ein Skandal um manipulierte Daten, der die Washington Times zu dem Leitartikel »Die Vertuschung der globalen Abkühlung« veranlasste. Was einen bemerkenswerten Widerspruch zu der von den Fantasien einer geldgierigen, über den nationalen Volkswirtschaften stehenden Elite (globalen Finanzindustrie) befeuerten menschengemachten Erwärmungshypothese darstellt. Bundeskanzler Helmut Schmidt sagte damals: »Einige Weltklimarat-Forscher haben sich als Betrüger erwiesen.«
Noch in den 1970er-Jahren kündigten Medien breitflächig und wissenschaftlich gut abgesichert eine neue Eiszeit an. Noch 1995 konnten im zweiten IPPC-Bericht die beobachteten Klimaänderungen nicht beweiskräftig auf vermehrte Treibhausgase zurückgeführt werden. Hat man seitdem für eine bestimmte Agenda Pseudofakten geschaffen? Kein Ökonom der Welt kann den Ölpreis anständig vorhersagen, aber ein Greta-Thunberg-Klimatologe weiß immer genau, was jeweils am Ende von Tausenden hochkomplexen, multikausalen und nichtlinearen Wechselwirkungen steht. Macht das nicht verdächtig? »Chaotische Systeme lassen sich nicht prognostizieren«, ruft die Chaosforschung den fabelhaften Utopia-Ingenieuren zu.
Frei nach Sokrates (»Ich weiß, dass ich nichts weiß«) und im Gegensatz zu unseren hochgestapelten »Listen-to-me-I‘am-the-science«-Wissenschaftlern (denn sie wissen nicht, was sie nicht wissen) bleibt es spekulativ, warum und in welchem Ausmaß sich das Klima ändert. Wahrscheinlich greift ein Bündel an Faktoren ineinander. Sicher ist nur, dass der Klimawandel Otto Mitmensch besorgt. Die Erde steht allerdings nie still, genauso wenig wie eine Ameise jemals in einer Hängematte faul die Glieder von sich strecken wird. Der anfangs sonnige und trockene Sommer 2023 war am Ende eine Zumutung für bereits kognitiv gegen schönes Wetter immunisierte; die offiziell festgestellte Dürre wich vollen Talsperren, reißenden Flüssen und Grundwasser in Hauskellern. Aber soll es denn immer kälter werden? Brachte nach einer Jahrhunderten langen kulturellen Blütezeit (bei einer hohen Biodiversität!) die kleine Eiszeit im frühen 14. Jahrhunderts nicht Ernteausfälle und Hunger, Krankheiten und Kriege (und beträchtliche Artenverluste!)? Nach der aktuellen Studie »Small-area assessment of temperature-related mortality risks in England and Wales« sterben rund 77 Mal so viele Menschen durch Kälte wie durch Hitze. Das amerikanische Heartland Institute fasst zusammen:
»Da die globale Erwärmung nur moderat ist, gibt es kaum mehr hitzebedingte Todesfälle. Die Zahl der kältebedingten Todesfälle ist aber dramatisch gesunken.«
Die Erderwärmung galoppiert auch deswegen nicht, da Datensätze nachträglich politisch angepasst werden (der Weltklimarat senkte die vorindustrielle Durchschnittstemperatur von 15 °C auf 14 °C ab) bzw. wegen des Ausrufens von immer neuen Spitzenwerten , denen in aller Regel eine Umpositionierung der Temperaturmesspunkte an wärmere Stellen vorausgeht. So soll der Deutsche Wetterdiensts (DWD) – eine Bundesoberbehörde, die seit 1952 im Auftrag der Bundesregierung handelt – Anfang der 2000er-Jahre fast 2.200 Messstandorte stillgelegt haben. Darunter befanden sich 1.350 Standorte mit mehr als 50 Jahren kontinuierlicher Messungen und rund 150, die sogar mehr als 100 Jahre Temperaturen maßen. Dem 1951 gegründeten Informationsbrief vertrauliche Mitteilungen fällt auf, »dass sich mit den neuen Stationen deren Höhenlage um im Durchschnitt etwa 60 Meter verringerte.« Dies erscheint wie Climategate 2009 reloaded, nur dass der westliche Mensch heute noch aussichtsloser im Netz einer induzierten Massensuggestion gefangen ist, ohne sich dieser misslichen Lage bewusst zu sein. »Den Teufel spürt das Völkchen nie, selbst wenn er es am Kragen hätte,« spricht Mephisto zu Doktor Faust.
Nun verschwimmt alles zu einer Suppe …
Umweltschutz oder Klimaschutz? Naturkatastrophe oder Klimakatastrophe? Können vom fühlbaren Wetter abgeleitete statistische Werte überhaupt kollabieren? Es gibt keine Klarheit mehr. Dafür aber eine unehrliche Wissenschaftskaste, die glaubt, ohne präzise Begriffe denken zu können. Oder verwischen, nicht den grundlegenden Fragen der Natur nachgehende, sondern zu einer wunderlichen Naturauslegung neigende Klimaforscher mit Absicht die Bedeutung von allgemein verständlichen Begriffen wie Mikroklima (Umwelt) und zoomen stattdessen das Makroklima erdbodennah herunter, um ihrer an sich nutzlosen Disziplin Legitimation und Relevanz zu verschaffen? Nun verschwimmt alles zu einer Suppe (Alltag/Klima-Science-Fiction), aus der das Volk, das Köpfchen voller vorgegaukelter Medien-Trugbilder, jeden Tag löffelt. Längst kann es nicht mehr zwischen typischen Rubriken einer Frauenzeitschrift wie Stars, Royals, Entertainment, Family, Health, Beauty, Fashion und auch Klima einerseits und männlich-rationaler Wissenschaft andererseits unterscheiden.
So ziehen durch Deutschland wieder einmal aktivistische Eiferer (Scientists for Future, denen die Grenze ihres vom konzeptfreien und irrationalen Wissen eingeschlossenen, in unentrinnbaren Kausalketten gefangenen Verstandes nicht bewusst ist), von ihrem sinnentleerten Leben desillusionierte Apokalyptiker (hat die Corona-Politik die Menschen noch depressiver gemacht?) und angstgestörte Sektenjugendliche (Christians for Future mit der brennenden Sorge, nicht den Anschluss an die gesellschaftliche Debatte zu verlieren), die mädchenhaft konvertiert eine Klimahölle inklusive unumkehrbaren Artensterbens hochkochen sehen (mental health pandemic). Das Artensterben setzte allerdings bereits spätestens mit Beginn der industrialisierten Landwirtschaft (Massentierhaltung) ein, ist also in Grundzügen umkehrbar, da schließlich noch überall Reste vielfältiger Kulturlandschaften und Artenvielfalt aus früherer Zeit vorhanden sind. Doch landschaftszerstörende Windkraft- und Photovoltaikanlagen (auf Wiesen, Weiden und Äckern) und das globale, monokulturelle Biokraftstoff-Projekt Tank anstatt Teller forcieren nur Artenschwund und Hungersnöte.
Was macht die Menschen so kirre, dass sie jegliche Klimaveränderung augenblicklich von der Politik zum Stillstand gebracht haben wollen? Folgen die Deutschen nach der Corona-Blamage von Drosten & Co. (»Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie vorher war!«) ohne zu zögern ein zweites Mal einer Wissenschaft, die konstitutiv, aber irrational und vorwissenschaftlich glaubt, das kreative und vitale Klima determinieren zu können (vergessen ist der Turmbau zu Babel als ein Symbol menschlicher Hybris), nicht wissend, dass die Virus-Laboranten und Lockdown-Befürworter mit ihrem chemisch-materialistischen Weltbild Placebo und Nocebo (soziale Ansteckung) als geistige Ursachen von Heilung und Krankheit unterschlugen? Schollenpflichtig sagt Jakob Beyer, ein Gefängnisbereiter Vorkämpfer der Weltuntergangssekte Letzte Generation, in einem Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur:
»Wir geben nur das weiter, was die Wissenschaft sagt.«
»Follow the science“«(die lange glaubte, dass ein Frühstücksei den Cholesterinspiegel im Blut erhöht) bzw. den »unscheinbaren, aber genialen« Professoren für Atmosphärenwissenschaften (die, wie alle Wissenschaftler, nichts endgültig wissen, sondern erfahrungsgemäß im Rückblick nur einen wissenschaftlichen Stand wiedergegeben haben.) Für viele ist das intuitiv richtig. Auch den früheren Arzt und Unterhaltungskünstler Eckart von Hirschhausen verlocken die Flötenklänge der charismatischen Intelligenz. Seine von der »Bill & Melinda Gates Stiftung« mitfinanzierte Stiftung „»Gesunde Erde-Gesunde Menschen« ruft den planetaren Notfall aus, während der Gründer selbst seine Bühnenkarriere beendete, um »mehr Zeit zu haben, für den Kampf um jedes Zehntel Grad, um jede Tonne vermeidbarer Treibhausgase. Ich will nicht die letzte Generation gewesen sein!«
Sind die Aktivitäten der kleinen Menschenflöhe überhaupt relevant für das Klima?
Vor kurzem dimmte die globale Anti-Corona-Politik das Leben von Milliarden Menschen – bis hin zu deren (physischen) Existenzvernichtung – synchron herunter. Der Natur tat das zweifellos gut: Das Wasser in Venedigs Kanälen klarte auf, Delfine tummelten sich im Bosporus. Und in Neu-Delhi ging die Luftverschmutzung so weit zurück, dass die Bewohner nach 30 Jahren erstmals wieder den Himalaja sahen. Trotz eines im Sinne des politisch von der UN gesteuerten Weltklimarats drastischen Emissionsrückgangs meldeten die Medien jedoch einen nachfolgenden »Rekordwert an Treibhausgasen in der Atmosphäre«.
Was sagt das dem „Klimaschützer« Hirschhausen, der allein im März 2021 von Bill Gates 1,4 Millionen Euro bekam? Es sollte doch zumindest deutlich sein, dass ein Umweltproblem zunächst einmal ein Umweltproblem und kein Klimaanhängsel ist. Und grundsätzlich: Sind die Aktivitäten der kleinen Menschenflöhe überhaupt relevant für das Klima bzw. liegt das Verfeuern von Steinkohle nicht außerhalb des Gegenstandbereichs einer szientistischen, also schamlos übergriffigen Klimawissenschaft, die als vermeintlich ideologie- und interessenfreie Expertenherrschaft (Technokratie) tief in die politische Sphäre (voller angelernter Banausen als Pendant) eingedrungen ist? Als ob – so der Wissenschaftstheoretiker Thomas S. Kuhn in Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen – eine der stärksten Regeln des wissenschaftlichen Lebens nicht das Verbot von Appellen an Staatsoberhäupter oder an die ganze Bevölkerung wäre. Da ein Wissenschaftler streng sachlich vorgehen und nicht etwa der Ruhmsucht verfallen sollte.
Noch grundsätzlicher: Ist eine Totalitarismus implizierende, da den gesamten Naturvorgang erschließen wollende Klimaforschung als Wissenschaft ernst zu nehmen? Ein Beispiel für offensichtliche Unseriosität ist die Definition von Klimakippelementen (von einer neu etablierten Klima-Priesterschaft markierte Fixpunkte, nach denen sich die Masse auszurichten hat) als mögliche Auslöser einer Klimakettenreaktion (Kollapsologie, die Wissenschaft vom Zusammenbruch der modernen Zivilisation). Der Wissenschaftstheoretiker Karl Popper schreibt jedenfalls in Das Elend des Historizismus: »Die Tatsache, dass Ganzheiten im Sinn von Totalitäten nicht zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung oder irgendeiner anderen Tätigkeit, etwa der Lenkung oder der Wiederherstellung, gemacht werden können, scheint den Holisten entgangen zu sein, selbst denjenigen, die zugeben, dass die Wissenschaft in der Regel selektiv ist.« Und je nach Erkenntnismodell nur bestimmte Ausschnitte der Wirklichkeit zu erklären vermag. Oder mit den Worten des legendären Walforschers Dr. Roger Payne: »Je länger man Wale erforscht, desto weniger versteht man sie in ihrer Gesamtheit, es ist wie in der Physik.«
Im gleichen Buch zieht Karl Popper dem aktuellen Klimamodellen-Hokuspokus die Stecker, indem er darlegt, dass „»wir universale Gesetze, aber nicht die bloße Existenz von Trends zur Grundlage wissenschaftlicher Prognosen machen können.«
Die tendenziös gruselig ausfallen. Gut, dass der Erkenntnistheoretiker jahrzehntelang ohne Radio, Zeitung und Fernseher lebte. Er stand immer außerhalb der uns mit ihren dicken Mauern umschließenden, also rekursiv und operativ geschlossenen Medienrealität, die sinnvollerweise von realer Realität zu unterscheiden ist.
Was bedeutet, dass wir ohne Medienkompetenz die Orientierung verlieren, uns auf der Straße festkleben und mit heiligem Ernst eine nahe Klima-Götterdämmerung an die Wand malen, so als ob uns die Zeugen Jehovas eine Erwachet-Broschüre (»Siehe, das Ende der Welt ist nah!«) in die Hand gedrückt hätten. Oder als hätten wir die Tagesschau gesehen, deren Programmmacher ein ähnlich kriegerisches Weltbild wie afrikanische Heiler haben: Andauernd bedrohen uns Feinde, Verräter, Hexen und andere böse Mächte wie Corona (der Hals brennt), Putin (Europa brennt) und das Klima (die Atmosphäre brennt). Politik und Medien simulieren ein beständiges Mittendrin (apocalyptic feeling), auch wenn ich nur eine Kuh auf der Alm melke. Die reale Realität meldet sich mit Marktwirtschaften in Krisenmodi zurück, die von kriegswirtschaftlichen Elementen geprägt sind. »Der Gegner kann gestern ein Virus, heute ein Diktator, morgen die Klimaerwärmung und übermorgen etwas anderes sein: Die Reaktionsmuster ähneln sich. Eine neue Kriegswirtschaft entsteht«, bilanziert die Börsen-Zeitung. »Die Menschen wollen Angst empfinden«, sagt Alfred Hitchcock.
Das misanthropische Bild eines destruktiven Menschen
Allem zugrunde liegt das misanthropische Bild eines destruktiven Menschen, der morgens nach dem Aufwachen seinen Fuß auf ein beiliegendes Teppich-Wölkchen setzt und durch diesen CO2-Fußabdruck die Zerstörung unseres Planetensystems befördert (man made desaster), zur großen Verblüffung eines doch seine Ordnung liebenden Gottes, der von sich sagt, alle Gewalt im Himmel und auf Erden inne zu haben (Matthäus 28,18) und der kaum wie ein Naturromantiker der Auffassung ist, dass alles, was der politische Mensch anstrebt, per se unserer kohlenstoffbasierten Erde schadet. Allerdings gilt in unserer Zeit der Mensch nicht einmal mehr als gleichberechtigter Teil der Natur, sondern grüner Kolonialismus spielt ihn gegen die von ihm vergötterte, aber oft genug menschenfeindliche Natur aus. So möchte der 15. Weltnaturgipfel 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz gestellt haben, verbunden mit einem ökozentrischen (Teil)Verbot menschlicher Aktivitäten (Global Deal for Nature). Als Konsequenz erwartet die Menschenrechtsorganisation Survival International die Vertreibung von Millionen Indigenen samt ihres lokalen Wissensschatzes.
Aber ist der Mensch als Ebenbild Gottes nicht zuerst gut und schöpferisch, anstatt klein und sündig? Schließlich befindet sich der Mensch als »gemeinschaftsfähiges Wesen« (Aristoteles) nicht „in einem Prozess der Selbstzerstörung“(Rousseau), dessen Vorstellung darüber sich als aggressives Dogma in der fixen Idee eines außer Kontrolle geratenen Klimasystems spiegelt. Die Frage, ob der Klimawandel nun menschengemacht ist oder nicht, ist daher keine Gretchenfrage. Mögen die Bedingungen für ihn auch äußerst fragwürdig sein, sollte der Mensch sein von Gott geschenktes Leben in einer weitgehend sich selbsttätig und außerhalb bürgerlicher Kontrolle organisierenden und wandelnden Welt aufgeklärt und positiv angehen. Also kein »we are fucked« (Extinction Rebellion) in der Pose einer dramatischen Selbst- bzw. Weltdeutung, sondern innerlich befreit von einer um sich greifenden Kultur des Todes bzw. pubertärem Leiden an der Welt – emanzipiert und aufgeklärt: Siehe ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist (Josua 1,9).