Müll ist im Senegal ein Riesenproblem. Strände und Städte lassen sich kaum besuchen, ohne nicht auf so ziemlich jedem Quadratmeter mit Müll konfrontiert zu werden. In Dakar öffnet nun das erste zero-waste-Restaurant seine Pforten; doch hinter dem Restaurant steht eine weit größere Vision.
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Müll so weit das Auge reicht – es muss jetzt gehandelt werden!
Plastiktüten, Strohhalme, Einweg-Plastikflaschen, Zigarettenstummel und unzählig andere Formen von Müll, häufen sich am Ufer des Virage Beach im Nordwesten von Dakar, im Senegal. Zwar sieht man immer wieder Barbesitzer, Stadtarbeiter oder gar Touristen, die versuchen die Umwelt vom Müll zu befreien, der Kampf jedoch scheint fast ausweglos, denn der Müll kehrt immer wieder. Eines der Hauptprobleme hierbei ist die in der Hauptstadt liegende, größte offene Mülldeponie der Welt. Kritiker bezeichnen die gigantischen Müllberge gerne auch als ökologische Zeitbombe und Frucht einer Schattenwirtschaft, welche aber immerhin rund 2500 Menschen vor der Arbeitslosigkeit schützt.
300 Lastwägen täglich liefern hier mehr als 2000 Tonnen Haushalts- und Industrieabfall ab. Das Problem dabei, wie auch in anderen Teilen Afrikas, wird jeglicher Müll, welcher nicht illegal entsorgt oder verbrannt wird auf diese Deponie gebracht. Der Müll wird hier allerdings nicht weiterverarbeitet. Nein, der Müll liegt erst einmal auf der Deponie. Die einzige Form von Recycling, die man hier kennt, ist die der privaten Abfallsammler. Kontrolliert wird auf der Mülldeponie Mbeubeuss außer dem Gewicht Lastwägen auch nicht. Das heißt, dass neben beispielsweise Restmüll oder Plastik auch Schwermetalle in den Bergen schlummern, die nicht nur den direkten Boden, sondern auch das nahe gelegene Meer und die Luft verschmutzen. Und obwohl die Mülldeponie unter staatlicher Aufsicht steht, gibt es seit 1968 keinerlei Sicherungen auf der Deponie.
Auf Dauer wird dieser Zustand sich sowohl auf die Umwelt als auch auf die Gesundheit von Tieren und Menschen auswirken. Das hat eine Studie des Institut Africain de Gestion Urbaine vor einigen Jahren herausgefunden, als die Forscher die Risiken der Mülldeponie Mbeubeuss aufzählten. Das Problematischste dabei sei die Kontaminierung des Grundwassers, was eine soziale Katastrophe bedeuten würde, da die Bewohner auf das Wasser der umliegenden Brunnen angewiesen sind.
Babacar Thiaw – ein Surfer aus Dakar macht den ersten Schritt
Der Duft von gegrilltem Fisch, frischem Kaffee oder fruchtig, frisch zubereiteten Cocktail liegt in der Luft rund um das COPACABANA SURF VILLAGE in Dakar. Und nicht nur das. Ein junger Surfer und Unternehmer hat sich jetzt etwas ganz Besonderes vorgenommen. Babacar Thiaw hat im Oktober 2019 das erste zero-waste-Restaurant Afrikas eröffnet. Das Restaurant in seiner bisherigen Ausführung befindet sich zwar bereits seit den 70er Jahren in Besitz der Familie Thiaw, jetzt hat der junge Unternehmer jedoch einen neuen Meilenstein gelegt. Anstatt Plastik-Trinkhalmen werden nun Bambushalme mit dem Cocktail serviert, Tee gibt es nur noch aus Teeeiern, anstatt Papierservietten gibt es Stoff und selbst die Kaffeemaschine funktioniert mittels Kolben und benötigt daher keine Kapseln.
Das Copacabana liegt im Virage-Quartier direkt am Meer und wurde von Babacars Vater gegründet. In der Zeit machte der Sprössling der Familie einen Master of Business Administration (MBA) und arbeitete in einer australischen Firma, bevor er das Restaurant des Vaters übernahm. Dies jedoch war lange nicht Babacar Thiaws Plan. Nach und nach kam jedoch dann die Idee, das einst kleine Copacabana zu einem Pionier-Lokal im Senegal zu machen. Ein erster Schritt hin zu einer viel größeren Vision:
«Mein Plan ist es, von einem Restaurant ohne Abfall zu einem Strand ohne Abfall weiterzugehen und diese Vision irgendwann auf alle Strände Dakars und schließlich des Senegals auszuweiten» sagt Babacar Thiaw, Gründer der Idee und Besitzer des Restaurants.
Aber nicht nur in Verbindung mit seinem Restaurant hilft Babacar Thiaw seine Umwelt von Müll zu bereifen. Auch privat organisiert der Senegalese immer wieder Strandreinigungsaktionen. Bereits zum 10. Mal führte Babacar Thiaws eine Reinigungsaktion mit Gleichgesinnten durch, um den naheliegenden Strand müllfrei zu machen. Die Leute trafen sich samstags und sammelten den ganzen Müll ein, um diesen im Anschluss zu trennen, und soweit es ging zu recyceln. Diese Arbeit jedoch ist nur ein Bruchteil davon, was eigentlich angegangen werden muss, nämlich die Abfallvermeidung.
Babacar Thiaws gilt zwar als Pionier, ist jedoch nicht alleine
Die zero-waste-Aktion des Restaurants Copacabana ist zwar ein weiterer Schritt in Richtung Müllfreiheit, jedoch nicht der Einzige. Denn bereits seit mehreren Jahren existiert im Senegal eine Organisation namens Zéro Déchet Sénégal, welche Babacar beratend zur Seite stehen. Darüber hinaus gibt es ganz in der Nähe des Restaurants mittlerweile einen Laden, die „Boutique de Solutions“, welche Produkte für ein Leben ohne Abfall verkauft. So kann man dort beispielsweise Trinkhalme aus Metall, Bambus-Zahnbürsten oder auch biologische Seifen, ohne schädliche Verpackung kaufen.
Darüber hinaus, gilt im Senegal seit 2015 ein Plastiktüten-Verbot, welches zwar gut gemeint war, sich jedoch nicht sonderlich gut durchgesetzt hat. Die meisten Läden halten sich nicht an die Vorschriften und auch bei der Bevölkerung ist das Thema noch nicht ganz angekommen. Anscheinend wird man direkt schief angeguckt, sobald man mit seiner eigenen Tüte den Laden betritt. Außerdem sind Senegalesen es gewohnt, Dinge wie beispielsweise Zucker ein bisschen Kaffee oder Salz in kleinen Tagesrationen zu kaufen, die wiederum alle einzeln in Plastik verpackt sind.
Die Folge dieser Verschmutzung ist abgesehen von der gesundheitlichen Belastung die Tatsache, dass der Tourismus in dem Land mit eigentlich perfekter Lage nicht wirklich ins Rollen kommt. Denn die Verschmutzung des Wassers ist zunehmend, weshalb die Touristen für ihren Urlaub lieber das Nachbarland Gambia wählen. Die Politik reagiert darauf jetzt mit der Vision den Senegal zu einem Zéro-Déchet-Land zu machen. Und auch wenn das derzeit noch utopisch klingt, muss man dem Präsidenten Macky Sall dennoch zugutehalten, diesen Punkt mit auf die Agenda genommen zu haben. Darüber hinaus hat der Präsident mit Abdou Karim Sall einen Umweltminister ernannt, welcher durchaus den Eindruck erweckt, dass ihm das Thema Umweltschutz am Herzen liegt.
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