Du denkst, Du könntest ohne Geld nicht leben? Der Ire Mark Boyle stellte diese Vorstellung infrage. In diesem Artikel wirst Du erfahren, wie er das Leben ohne finanzielles Einkommen, Bankguthaben und Ausgaben findet.
Ein Leben ohne Geld – geht das?
„Wenn mir jemand vor 7 Jahren erzählt hätte, im letzten Jahr meines “Business and Economics” Studiengangs, dass ich jetzt ohne Geld leben würde, hätte ich vermutlich auf mein Mikrowellenessen gekotzt.” Boyle zufolge war es damals sein Plan einen „guten Job” zu bekommen, so viel Geld wie möglich zu verdienen und das Zeug zu kaufen, welches der Gesellschaft zeigen würde, dass er ein erfolgreicher Mann ist.
Wie die meisten Personen, die in dieser Konsum-gesteuerten Gesellschaft großgezogen wurden, hatte er diese Ziele nie überdacht. Für eine Weile war er Manager einer großen Firma für Bio-Lebensmittel und hatte sogar eine Yacht im Hafen. Wenn es nicht zu dem Kauf eines Films namens Gandhi gekommen wäre, würde er heute immer noch dem gleichen Leben nachgehen. „Ich würde es heute immer noch machen. Stattdessen habe ich in den letzten 15 Monaten keinen einzigen Penny ausgegeben oder bekommen. Null.“
Das Gespräch, das alles veränderte
Der Lebenswandel kam eines Abends auf der Yacht, während er mit einem Freund und einem Glas Merlot über die Welt philosophierte. „Obwohl ich immens von Mahatma’s Zitat „Sei der Wandel, den Du in der Welt sehen willst“ beeinflusst wurde, hatte ich bis dahin keine Ahnung, wie dieser Wandel aussah.“
Die zwei Freunde fingen an über die größten Probleme auf dieser Welt zu reden – Umweltzerstörung, Ressourcenkriege, Massentierhaltung, unmenschliche Arbeitsbedingungen – und fragten sich, in welche der Probleme sie am besten ihre Zeit investieren konnten. Mark fühlte sich, als könnte er wirklich keinen Unterschied machen, das seien ja nur „zwei kleine Tropfen in einem hoch verschmutzten Ozean“.
An diesem Abend aber, kam ihm eine Offenbarung: „Diese Probleme waren nicht so unzusammenhängend, wie ich zuerst dachte – sie hatten eine gemeinsame zugrunde liegende Ursache. Ich glaube, dass der Fakt, dass wir nicht mehr die Auswirkungen sehen, die unsere Einkäufe auf Menschen, Umwelt und Tiere haben, der Faktor ist, welcher diese Probleme vereinigt.“
Boyle glaubt, dass der Grad der Trennung zwischen Konsument und Konsumgut sich so erhöht hat, dass heutzutage die meisten Menschen völlig unwissend sind über das Level der Zerstörung und des Leids, welches in dem von ihnen gekauften Produkt steckt.
„Man kann sich darauf einigen, dass wenige Menschen wirklich das Leid anderer verursachen wollen; die wissen einfach gar nicht, dass sie es tun. Das Mittel, welches diese Trennung ermöglicht hat, ist Geld, speziell in seinem globalisierten Format.“
„Wenn wir unser eigenes Essen anpflanzen würden, würden wir nicht ein Drittel davon einfach wegwerfen“, ist eines von Marks Beispielen, warum es so wichtig sei, dass eine Wiederverbindung mit dem natürlichen Leben stattfindet. „Wenn wir unsere eigenen Tische und Stühle machen würden, würden wir sie nicht in dem Moment rauswerfen, in dem wir die Inneneinrichtung wechseln. Wenn wir unser eigenes Wasser säubern müssten, würden wir vermutlich nicht dort rein scheißen.”
Die oben erwähnten Argumente bewerten alle ehrlich den minderen Wert, den wir den Objekten heutzutage beimessen. Die meisten der verwöhnten Menschen von heute bedenken nicht, wo ihre Abfallprodukte oder unerwünschten Gegenstände landen.
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Er wurde selbst die Veränderung
Entschieden der Wandel zu sein, spornte dies Mark nun an, völlig in seine neue Sicht der Dinge einzutauchen und Geld komplett aufzugeben, die Aktion plante er nur über ein Jahr. „Ich machte eine Liste von den Grundlagen, die ich brauchte, um zu überleben. Ich liebe Essen, also war es ganz oben auf der Liste. Es gibt vier Beine des „Gratis-Essen-Tischs“:
- Wilde Nahrung
- Eigenes Essen anpflanzen
- Tauschen
- Essen aus dem Abfall (von dem es eine Menge gibt)
An seinem ersten Tag servierte er 150 Menschen ein 3-Gänge-Menü mit Abfall und gesammeltem Essen. Er selber aß jedoch seine eigene Ernte und Abfall machte nur 5 % seiner Diät aus. „Ich kochte draußen – Regen oder Sonnenschein – auf einem Raketenofen“.
Seine nächste Sorge war eine Unterkunft. Er fand einen Wohnwagen bei Freecycle, parkte diesen auf einem Bio-Bauernhof wo er volontierte und renovierte ihn so, dass er vom Stromnetz abgetrennt war.
„Ich badete in einem Fluss und als Zahnpasta benutzte ich gewaschenen Sepia-Knochen mit wilden Fenchelsamen, eine Seltsamkeit für einen Veganer.“ Als Transportmittel benutzte Mark sein Fahrrad und seinen Anhänger, mit dem er den 55 km langen Weg zur Stadt als Alternative für ein Fitnessstudio nutzte. Bienenwachs-Kerzen dienten als seine Beleuchtung.
Humorvoll inspirierend für manche, verblendet und anti-kapitalistisch für andere, hatte Mark folgendes über seinen radikalen Lifestyle zu sagen: „Viele Menschen bezeichnen mich als einen Anti-Kapitalisten. Obwohl ich denke, dass der Kapitalismus fundamental fehlerhaft ist, da er unbegrenzten Wachstum auf einem begrenzten Planeten benötigt, bin ich nicht anti-irgendwas.“ Viel mehr, behauptet Boyle, pro Natur, pro Gemeinschaft und pro glücklich sein zu sein. Wie oft ist das die Lebensphilosophie eines Großstadtbewohners?
„Und das ist das Ding, was ich nicht verstehe – wenn all der Konsum und die Umweltzerstörung Glück bringen würden, würde es Sinn machen. Aber all die Indikatoren für Unglück – Depression, Kriminalität, Geisteserkrankungen, Übergewicht, Selbstmord, etc. sind im Anstieg.“ Mehr Geld, so scheint es, ist nicht mit mehr Glückseligkeit gleichzusetzen.
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Das glücklichste Jahr seines Lebens
Ein weiterer positiver Effekt von Marks einzigartigem Lifestyle ist die Freude, die er für sich selbst erschaffen hat. „Ironischerweise war dieses Jahr das glücklichste meines Lebens. Ich habe mehr Freunde als je zuvor in meiner Gemeinschaft, ich war nie krank seitdem ich angefangen habe, und ich war nie fitter. Ich habe herausgefunden, dass Freundschaft, nicht Geld, wahre Sicherheit ist; dass die meiste westliche Armut spirituell ist und das auch Unabhängigkeit in Wirklichkeit abhängig ist (“independence is really interdependent”).
Marks Beispiel ist sicherlich eine Inspiration für diejenigen, die Freiheit von dem schnelllebigen modernen Zeitalter anstreben; die meisten alternativen Medien würden sich darauf einigen, dass je mehr man sich mit der Natur wieder verbindet, desto besser ist die geistige, physische und spirituelle Gesundheit. Aber könnte jeder so leben? Nach Aussage von Mark, nein.
„Es wäre eine Katastrophe, wir sind zu abhängig von beidem: IT und billiger Energie, und haben es geschafft eine gesamte globale Infrastruktur um den Überfluss von beidem zu erschaffen.“
Die Aussicht darauf, schrittweise zu re-lokalisierten, kleinen Gemeinschaften überzugehen, ist jedoch eine Möglichkeit. Mit grüneren Energiequellen und einer wachsenden Rate von gesünderen Gemeinschaften, ist natürliches Leben bereits eine Realität, aber könnte in der Zukunft viel mehr in den Mainstream gelangen.
„Für über 90% der Zeit unserer Zeit auf diesem Planeten, eine Periode in der wir viel ökologischer gelebt haben, haben wir ohne Geld gelebt. Jetzt sind wir die einzige Spezies, die es benutzen, wahrscheinlich weil wir die Spezies sind, die den Kontakt zur Natur am meisten verloren haben.
Auf die Frage, was er am meisten an seiner alten Welt von Gewinn und Business vermisse, antwortete Mark: „Stress. Staus. Bankauszüge. Rechnungen. Ach ja, und das merkwürdige biologische Bier mit meinen Kumpeln unten in der Kneipe.“
Das Beispiel Mark Boyle zeigt eindrücklich, dass Du Dein Leben gestalten kannst, wie Du es willst, ob mit viel Geld… oder gar keinem.
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Autor: Amanda Froelich von True Activist
Übersetzung ins Deutsche von Daniel Schröer