Zugegeben… Abgefahren, ja gar beeindruckend sehen sie schon aus, die Satelliten des „Space-X“ Projekts von Elon Musk. Aber muss das sein? Müssen wir unser Weltall dermaßen einnehmen, dass ein Blick in den sternenklaren Himmel kaum noch möglich ist, ohne dass ein Satellit des US-Milliardärs Elon Musks die Idylle stört? Diese Frage haben sich wohl auch die Bewohner des beschaulichen Örtchens Saint-Senier-de-Beuvron gestellt, in welchem einst die Comic-Helden Asterix und Obelix gelebt haben sollen. Die Satelliten am Himmel sind die eine Sache, aber dass Elon Musk nun ausgerechnet in diesem verträumten idyllischen Örtchen über eine französische Firma Brachland aufkaufen will, um eine Relaisstation für sein kosmisches Telekom-System zu bauen, geht den Bewohnern zu weit.
Internet bis in die letzte Ritze unserer Erde
Diese Idee klingt verlockend und in Zeiten der digitalen Entwicklung gar nicht mal so schlecht. Allerdings kostet dieses Vorhaben auch seinen Preis und genau diesen wollen die Bewohner eines gallischen Dorfes in Frankreich nicht zahlen und wehren sich vehement dagegen. Das Satellitennetzwerk Starlink, welches auf den US-Milliardär Elon Musk zurückzuführen ist, verfolgt aber genau dieses Vorhaben. Internet für alle! Das Projekt besteht aus insgesamt 12 000 flachen Satelliten, die den Planeten umspannen und durch Laserstrahlen miteinander verlinkt sind. Was für Leihen wie der Trailer eines neuen Sciencefiction-Streifens klingt, ist in der heutigen Zeit schon fast keine Besonderheit mehr.
So soll Starlink das Breitbandinternet bis in abgelegenste Gegenden unseres Planeten liefern und damit terrestrische Standleitungen überflüssig machen. Etwa 900 Satelliten hat der Unternehmer Elon Musk bereits im niedrigen Orbit von rund 400 Kilometern ins Weltall geschossen, wobei in den USA und Großbritannien bereits erste Betatests laufen.
Aber auch auf europäischen Grund fasst das Projekt bereits Fuß. So sollen sowohl in drei französischen Landgegenden als auch in Griechenland Relaisstationen entstehen, welche die Signale der Satelliten einfangen und zu den Empfangsantennen der Endverbraucher weiterleiten sollen. Eine Datenrate von durchschnittlich 100 Megabit pro Sekunde bei einer Latenz von 20 Millisekunden soll dabei abgedeckt werden, was vergleichbar mit einer herkömmlichen DSL-Leitung ist, allerdings komplett kabellos, berichtet die Frankfurter Rundschau.
Bewohner Saint-Senier-de-Beuvrons fühlen sich von Elon Musk übergangen
„Ich habe nie etwas von Starlink gehört, nie eine Studie erhalten. Nichts. Ich weiß nur, dass in 700 Meter Entfernung ein massives Magnetfeld entsteht.“
So Milchbauer Jean-Marc Belloir gegenüber der Frankfurter Rundschau. Die Bewohner fühlen sich übergangen und nicht ausreichend informiert. Die Stimmung im Dorf ist am Boden und wird von einem unangenehmen Gefühl des „Unwissens“ geplagt. Auch eine Reiseleiterin namens Anne-Laure Falguières, die Wandertouren durch die Bucht des Mont Saint-Michel organisiert, ist wenig angetan von der Idee, eine Relaisstation in ihrer Heimat zu errichten. Falguières wohnt nur 60 Meter von dem Platz entfernt, wo eine 400 Quadratmeter große Asphaltfläche mit neun weißen, drei Meter hohen Kugeln entstehen soll. Das Ganze erscheint der Reiseleiterin eher wie der Bau einer gewaltigen Mondstation. Dennoch fühlen sich die Bewohner übergangen, denn mehr als das oben genannte wissen sie im Grunde nicht über das Projekt.
„Ende letzten Jahres kam an einem Sonntag unser Bürgermeister vorbei, um uns über ein etwas spezielles Baugesuch namens Starlink zu informieren.“
„Sehr viel wusste er allerdings auch nicht.“
So Anne-Laure Falguières.
„je mehr Fragen man stellt, desto weniger Antworten kriegt man.“
Naja, was gibt es da auch mehr zu wissen, reicht das denn nicht? Nein, meint der grüne Regionalpolitiker François Dufour. Er kritisiert insbesondere die Tatsache, dass offenbar wieder einmal Gegebenheiten geschaffen würden, ohne die gesundheitlichen Risiken für Mensch und Tier im Vorfeld abzuklären.
„Wir wollen wissen, ob die neue Technologie Auswirkungen auf Mensch und Tier hat. Aber je mehr Fragen man stellt, desto weniger Antworten kriegt man.“
Echauffiert sich der besorgte grünen Politiker vor der Presse. Dabei ginge es ihm gar nicht mal nur um Starlink, sondern die allgemeine Situation im Land. So steige die Zahl der Krebskranken in Frankreich seit etwa fünf Jahren kontinuierlich an.
„Aber wir machen in der Pandemie weiter, als wäre nichts, während die Normandie mit mobilen Antennen roboterisiert wird. Über zehntausend Satelliten allein für das Projekt von Elon Musk – stellen Sie sich das vor!“
Bewohner nicht grundsätzlich gegen Elon Musk
Dass der digitale Fortschritt und somit auch eine gute Internetverbindung für jeden wichtig sind, ist den Bewohnern durchaus bewusst. Sie selbst verfügen über ein Glasfaserkabel in den Straßen und achten den technologischen Fortschritt Musks mit seinen Elektroautos und den wiederverwertbaren Trägerraketen. Starlink hingegen sei völlig „überdimensioniert“ und ergebe laut der Reiseleiterin Anne-Laure Falguières ökologisch einfach keinen Sinn. Auch den kommerziellen Sinn des riesen Projekts sieht Falguières nicht. Die Reiseleiterin stellt sich die Frage, wie viele Kunden Starlink überhaupt gewinnen könne – bei Einstandskosten von 499 Dollar und dem Monatsabonnement für 99 Dollar.
Die Sorgen der Bürger scheinen das Unternehmen aber nicht wirklich zu interessieren. Zumindest ist für Anfragen und Auskünfte bezüglich des Projekts niemand erreichbar. Auf dem Webportal Starlinks wird lediglich auf ein paar Gegenargumente eingegangen. So will das Unternehmen beispielsweise die Leuchtintensität der Satelliten senken, um die Astronomie nicht zu behindern. Das dürfte für die Bewohner aber eher weniger von Interesse sein. Die machen sich nämlich vor allem Sorgen um ihre Tiere und Kinder. Zu elektromagnetischen Strahlung äußert sich das Portal allerdings nicht. Und auch wenn der Gemeinderat die Baubewilligung bisher verweigert hat, hält der grünen Politiker Dufour einen Sieg gegenüber dem aktuell wieder reichsten Mann der Welt für unwahrscheinlich.
„Die Satellitenbetreiber werden Wege und Umwege suchen, um sich darüber hinwegzusetzen.“
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