Am vergangenen Sonntag, 04.10.2015, traf sich (fast) das ganze Team von Horizonworld in Hamburg, um im Gegenwarts-Raum mit Eckhart Tolle zu sein, der 3.000 Anwesenden seine berühmte Botschaft des “JETZT” vermittelte.
Völlige Stille und Aufmerksamkeit begleiteten durchweg den einzelnen, bescheidenen, charismatischen Mann auf der großen Bühne. Ein Stuhl, etwas Blumenschmuck und wohlgewählte, klare Worte von großem Bewusstsein, die immer wieder einen Raum dazwischen lassen, um einfach da sein zu können, aufzunehmen und dann wieder weiter zu folgen…zu verstehen, es stehen zu lassen. Dazwischen erheiterte Eckhart Tolle stetig mit seinem so natürlichen, verschmitzten, unverwechselbaren Kichern, was die eigentliche Leichtigkeit seiner Hinweise, wie er seine Worte und die so vieler großer Lehrer nennt, deutlich macht. Und erahnen lässt, wie schwer wir uns das Leben selbst oft machen.
Er beschreibt die ‘Persönlichkeit’ als ‘historisches ICH’, die wir uns annehmen und kreieren, als eine Last, die jeder mit sich herum trägt, und von der man glaubt, diese selbst zu sein…ein Sammelsurium der Vergangenheit, aus der man sich oft nicht befreit und mit der wir uns identifizieren. Das Leben als Interpretation der eigenen Gedanken – eine Vergangenheit, die einer Geschichte gleicht, die wir uns selbst aus der eigenen jeweiligen Sichtweise heraus formuliert haben und diese ‘Realität’ nennen.
Er, Eckhart Tolle, habe aufgehört, sich eine Geschichte über sich selbst in seinem Kopf zu erzählen, sondern ist mit seiner vollen Aufmerksamkeit in diesem Moment – JETZT – um sich bewusst über diesen zu sein. Und das in jeder Situation, auch in jeder Extremsituation. Losgelöst vom unbeobachteten Verstand, vom zwanghaften Gedankenfluss, der unaufhörlich im Kopf arbeitet und mit dem sich der Mensch identifiziert.
Dies sieht er auch als Ursprung von Unglücklichsein an – eine Sammlung von Geschichten, die von uns selbst erschaffen werden, aus der Fiktion des Verstandes heraus. So erzeuge der Mensch sein eigenes Leid.
Tolle ist der Ansicht, dass unser Bewusstsein durch Herausforderungen wächst, und ermuntert uns dazu zu erkennen, wie wunderbar auch dieses JETZT ist, ohne mit einer Vergangenheit (Geschichte) zu vergleichen, sondern genau den jetzigen Moment bewusst in all seinem Vorhandensein wahrzunehmen. Und dies mit all unseren zur Verfügung stehenden Sinnen – Sehen, Hören, Riechen, Fühlen, Schmecken… Um so weg von der Oberflächlichkeit des ‘historischen Ich’ zu unserem tieferen, wahren Ich zu kommen, einem Bewusstsein, dessen Anwesenheit wir oft im Hintergrund spüren und dessen Anwesenheit nicht zu bezweifeln ist.
Viele Menschen nehmen diese Existenz wahr, doch einige fürchten sich davor dieser näher zu gehen, sind irritiert oder halten sich selbst für verrückt bzw. haben Angst davor anderen ihre Wahrnehmung mitzuteilen. Selbst bei Albert Einstein waren die Eltern und die Nanny in Sorge, und wollten Ärzte und Psychologen konsultieren. Einstein war ein stilles Kind und antwortete erst sehr spät auf Fragen oder wirkte oft abwesend in einer anderen Welt. Jetzt wissen wir, dass er, obwohl er in gewisser Weise rationaler, verstandesorientierter Wissenschaftler war, die Fähigkeit hatte, sich bewusst mit der Quelle des Bewusstseins zu verbinden und aus ihr zu schöpfen…kreativ zu sein, und Lösungen dort zu finden – auch für seine berühmte Formel. Dazu ist es Voraussetzung sich diesem Bewusstsein zu öffnen und den Fluss dieser Quelle zu zulassen.
Zum Glück leben wir in einer Zeit, wo wir immer offener damit umgehen können, um so unseren Bewusstseinsraum zu erweitern. Eckhart Tolle gibt uns dazu einige leichte Übungen, die wir täglich und jeder Zeit anwenden können. Wie z.B. mit der Frage “Wer bin ich?”. Stelle ich mir diese Frage immer wieder bewusst, wie ein Mantra – ohne Gedanken festzuhalten und nichts, was darauf kommt zu benennen, sondern einfach nur wahrzunehmen – eröffnet sich mir ein Raum der Stille zwischen den Worten und Gedanken. Eine Präsenz zeigt sich. Das tiefere Ich. Das transzendente, unkonditionierte Bewusstsein. Die Quelle. Die tiefste Bedeutung des zeitlosen Seins.
Diese lebendige Stille verschafft uns den Zugang zur vollkommenen Freude des Seins. Ohne Willensanstrengung, frei vom Denken im Jetzt sein – es sich zu erlauben, dass der Gedankenfluss einfach aufhört und zu erkennen, dass es möglich ist.
Viele Menschen erleben diesen Zustand in der Natur, und wählen diese Orte teils bewusst, teils unbewusst, um “Abzuschalten” vom vielen Denken. Die Natur befreit uns auf diese Weise zeitweise von uns selbst, von den Geschichten, die wir uns erzählen und regeneriert uns. Zurück im Alltag fällt der Mensch dann oft wieder zurück in seine Gedankenschleife. Jedoch kann man sich auch dort von ihnen befreien, wie Eckhart Tolle mit weiteren Übungen anregt.
Manche Menschen erleben diese Befreiung durch ihre Haustiere, wie Hunde und Katzen. Das meditative Schnurren der kleinen Vierbeiner oder das freudige, unbekümmerte und konzeptfreie Schwanzwedeln unterstützen uns in der Unterbrechung der Gedanken und spiegeln das Bewusstsein wider, dass wir Zivilisationsmenschen verloren haben.
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Wer den Zugang zu dieser Quelle, dem Bewusstsein, stetig eröffnet, wach ist und aufmerksam das JETZT wertungsfrei wahrnimmt, dem bleibt die wirkliche Freude, die nicht emotional gebunden ist, sondern in Verbundenheit mit einer Tiefe ist, wo man keine Angst hat, denn Angst existiert nur an der Oberfläche … in unseren Gedanken. Dieser Zugang zur Dimension in sich verfügt über alles, was uns unglaubliche Leistungen hervorbringen lässt. Tritt man dann aus diesem Bewusstseinszustand wieder hervor und beginnt erneut zu denken, sind unsere Gedanken frischer und sprudeln aus dieser Quelle neue, kreative Inspirationen hervor, zeigen sich neue Erkenntnisse und Lösungen, entspringt unsere Inspiration.
Eckhart Tolle sieht dies als nächste Stufe der Menschen. Nicht noch größere analytische Intelligenz zu erzeugen, sondern das Denkenmüssen zu transzendieren. Die Freiheit zu haben, herauszutreten und wieder freiwillig einzutreten, um dann frisch und kreativ mit Verbundenheit in das tiefere Bewusstsein zu manifestieren. Verankert in der Tiefe der Dimension und dadurch Dinge mit Weisheit zu tun.
“Was man tut ist zweitrangig. Wie man es tut, ist essenziell!” (Eckhart Tolle)
Weitere Beiträge in der Horizonworld zu Eckhart Tolle findest du hier.
Eckhart Tolle, spiritueller Lehrer und Autor, der in Deutschland geboren wurde und seit 1995 in Vancouver/Kanada lebt, studierte an den Universitäten in London und Cambridge. Mit 29 Jahren veränderte eine tiefgreifende innere Wandlung sein Leben grundlegend, und so verbrachte er die nächsten Jahre damit, diese Wandlung zu verstehen, zu integrieren und zu vertiefen – der Anfang einer durchdringenden inneren Reise. Folgend begann er in London als Berater und spiritueller Lehrer tätig zu sein – mit Gruppen oder Einzelpersonen. Heute ist er ein Top-Star der internationalen Szene! Seine Publikationen erzählen von der kraftvollen Stille im Zwischenraum der Gedanken – und wie wir diese Stille und das „Leben im JETZT“ für unseren Alltag und unsere Gesundheit sinnvoll nutzen können.