Das meiste, was wir über die Liebe zu wissen glauben, ist falsch! Darum gibt hier der bekannte Paartherapeut endlich die richtige Aufklärung!“ Der dienstälteste Paar- und Sexualtherapeut im deutschsprachigen Raum, Christian Thiel, räumt gründlich auf mit umher schwirrenden Irrtümern und Mythen über Sexualität, Liebe und Partnerschaft, und er klärt uns endlich richtig auf.
Irrtum Nummer 12 in seinem Buch lautet:
„Erst kommt die Lust und dann der Sex“
Und das schreibt und rät Christian Thiel:
Wer etwas auf sich hält, der plant alles Wichtige stundengenau ein. Was aber ist wichtig? Berufliches ist wichtig: Konferenzen, Meetings, Geschäftsreisen. Auch der Besuch bei den Schwiegereltern über Pfingsten und ähnliche Verpflichtungen müssen fest eingeplant werden. Was aber ist mit den wirklich wichtigen Dingen im Leben – wie beispielsweise dem Sex?
Darf Sex geplant werden?
Die meisten Menschen denken, dass die Antwort auf diese Frage »Nein« lautet. Doch das ist ein Irrtum. Wenn der Sex wichtig ist, darf er ruhig auch einen Termin bekommen. Und bei vielen Paaren darf er das nicht nur, sondern muss es sogar – zumindest dann, wenn sie viel Stress haben und auch nach dem Ende der Verliebtheit noch häufig Sex genießen möchten. Sex im Kalender – das ist Sextiming. Und da sich ein Paar beim Sextiming auf ein Date für Sex einigt, gibt es auch den Begriff Sexdating.
Buchtipp: Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben
Paar- und Sexualtherapeuten raten zu Sexdating
Sextiming ist ein Standardtipp von Paar- und Sexualtherapeuten. Das liegt daran, dass sich Sexdating in der Praxis als sehr wirksam erwiesen hat. Das habe auch ich als Berater schon oft erlebt. Viele Paare, die bereits seit Wochen keinen Sex mehr hatten, haben mit diesem Tipp meine Praxis verlassen und ich ahnte: Heute Abend werden sie es damit versuchen. Sie werden sich zum ersten Mal in ihrem Leben zum Sex verabreden. Erfolgreich. Ob dieses Date tatsächlich auch im Kalender steht, das ist mir einerlei. Ich freue mich über den schnellen Erfolg der Beratung.
Trotz seiner Wirksamkeit ist das Sextiming oder Sexdating bislang noch nicht populär geworden und wird auch nur von wenigen Paaren praktiziert. Denn Sex nach Verabredung oder gar nach Terminkalender, das klingt in den Ohren vieler Paare einfach zu unromantisch. Es klingt nach »Sex auf Befehl«, nach einem bemühten und wenig gefühlvollen Miteinander – statt nach rauschender Leidenschaft und zerwühlten Laken. Da sind noch ein paar Vorurteile abzubauen – und einige Irrtümer über die Biologie des menschlichen Begehrens.
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Dein Sex kann so viel mehr!
Sex-Insights von Ines Badusche
Was ist dringend – Was ist wichtig?
Die Kernidee von Sexdating lautet: Ist der Stress eines Paares groß, dann fällt die Sexualität bei all den vielfältigen Anforderungen des Berufs und der Familie schnell hinten runter. Das hat auch damit zu tun, dass wir zwischen dringenden und wichtigen Anforderungen, Aufgaben und Wünschen unterscheiden. Dringende Dinge werden sofort erledigt. Weniger dringende – aber dennoch wichtige – werden dagegen aufgeschoben. Wer so vorgeht, der kann große Probleme bekommen, beruflich wie privat. Auch beruflich ist es wichtig, sich Freiräume für die nicht dringenden, aber wichtigen Angelegenheiten zu schaffen. Bei all den dringenden Entscheidungen, die Tag für Tag getroffen werden müssen, geraten sonst die mittel- und langfristigen Chancen und Perspektiven eines Unternehmens oder einer Organisation schnell aus dem Blick. Die vielen dringenden Angelegenheiten verhindern, dass die wirklich wichtigen angegangen werden.

Privat ist das ähnlich: Sex ist selten wirklich dringend. Nur frisch Verliebte neigen dazu, das so zu empfinden. Für alle anderen gilt: den Sex aufzuschieben, das geht immer. Und so wird in vielen Partnerschaften in Stresszeiten aufgeschoben, was das Zeug hält. Dieses Phänomen lässt sich vor allem bei jungen Eltern beobachten. Das Neugeborene fordert – viel Zeit und viel, viel Energie. Und seine Eltern haben schnell ein echtes Zeitproblem und ein Energieproblem dazu. Etwas so wichtig wie eine lebendige Sexualität – die beste Zukunftsinvestition, die ein Paar tätigen kann – fällt dabei leicht unter den Tisch. Das geht, wie wir bereits gesehen haben, nicht nur Eltern so: Auch kinderlose Paare geraten in die Falle namens »Wir-schaffen-nur-noch-das-Drin-gende«. Zwei anstrengende Jobs, Freunde, Bekannte, Verwandte, Hobbys, Sport. Das alles zusammen kann auch eine Menge Stress ergeben.
Und so funktioniert Sexdating
Ein Paar verabredet einen Zeitpunkt für den gemeinsamen Sex. Wenn Sie möchten, können Sie sich natürlich auch erst einmal »zum Kuscheln« verabreden, dann sind Sie möglicherweise entspannter. Ist der Termin dann da, heißt es: Jetzt ist Zeit für Sex. Und die sollte das Paar auch nutzen. Wenden Sie sich körperlich einander zu, küssen und streicheln Sie einander, schmiegen Sie sich an den Partner – und dann schauen Sie, was passiert. Bleibt es beim Küssen, beim Streicheln und beim Kuscheln? Oder wird vielleicht doch mehr daraus? Was glauben Sie?
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Joggen oder Yoga nach Kalender, das leuchtet uns allen ein. Aber Sex nach Kalender, das ist für die meisten Menschen schwer vorstellbar. Dabei ist es mit dem Sex ganz ähnlich wie mit dem Joggen oder dem Yoga. Die Lust kommt in den meisten Fällen beim Tun. Nach zwei Runden durch den Stadtpark fühlt sich der Körper einfach gut an und die anfängliche Unlust ist vergessen. Nach 20 Minuten Yoga ist die Unlust (»Soll ich mich heute wirklich aufraffen?«) vergessen. Das ist beim Sex nicht anders. Auch da entsteht die Lust beim Tun, auch wenn vorher die Stimmung gar nicht danach ist: Einmal dabei, entsteht oft Lust auf mehr. Sex nach Terminkalender beziehungsweise Sex auf Verabredung ist für die meisten Paare, die es ausprobieren, eine sehr gute Erfahrung.
Allerdings gibt es einige Regeln. Die wichtigste lautet: Alles darf sein, nichts aber muss. Ob beim Küssen und Streicheln auch die Lust auf mehr entsteht, dass wird sich zeigen. Wenn ja – gut. Wenn nicht – auch gut.
Warum funktioniert Sexdating so gut?
Erstens muss beim Sexdating niemand den Anfang machen. Bei vielen Paaren ist es sonst so, dass einer von beiden häufiger den Anstoß zum Sex gibt und sich über die mangelnde Bereitschaft des anderen beklagt – denn er möchte auch ab und an das Gefühl genießen, begehrt zu werden. Verständlich. Ein Date für einen Zeitpunkt für Sex zu vereinbaren, kommt deshalb Paaren entgegen, bei denen einer der Partner zurückhaltender mit seinen Avancen ist. Zweitens muss keiner von beiden »in der Stimmung« sein. Das macht Sex sehr viel einfacher – und sehr viel wahrscheinlicher. Ab einem bestimmten Level an Stress und an Müdigkeit haben die meisten Menschen keine spontanen erotischen Regungen mehr. Deshalb eignet sich Sexdating für alle Paare mit viel Stress, egal ob sie Kinder haben oder nicht. Beim Streicheln, Küssen und Einan-der-nahe-Sein stellen sich in der Regel erotische Gefühle wie von selbst ein. Gefühle, von denen vorher nichts zu spüren war. Drittens muss ein Mann bei dieser Form der Sexualität weder erregt sein noch muss er überhaupt eine Erektion bekommen. Männer haben dadurch weniger Versagensängste – und die gehören zu den wichtigsten Gründen, weshalb Männer Sex meiden, obwohl sie gern welchen hätten. Allein das Sexdating kann deshalb einem Paar zu sehr viel mehr Sex verhelfen. Und häufiger Sex ist für die allermeisten Menschen auch besserer Sex.
(c) Christian Thiel
Aus seinem Buch „Wieso Frauen immer Sex wollen und Männer immer Kopfschmerzen haben“, Südwest Verlag München, 2014
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♥ Das sagt die Allversum-Redaktion über das Buch:
„Das klingt alles so einfach – und das ist es tatsächlich auch! Was für eine Er-leicht-erung! Ein großes Aufatmen und eine noch größere Freude darauf, die Ratschläge in die Tat umzusetzen. Ein Buch für langjährige Paare, frisch Verliebte („Wehret den Anfängen!“) und für Singles, die noch den Deckel zum Topf suchen. Wird der „Irrtum“ (Der Gedanke und die Überzeugung auf Irrwegen) erst einmal innerlich bewusst, ist es ganz leicht, wieder Schwung und Lebenslust in die Beziehung zu bringen. Endlich klärt jemand richtig auf! Danke Christian Thiel!
Christian Thiel, geboren 1961, hat Philosophie und Germanistik studiert und lange Jahre am „Institut für tiefenpsychologische Individualpsychologie” mitgearbeitet. Seit fünfzehn Jahren berät er Singles und Paare in seiner eigenen Praxis – und ist damit der „dienstälteste” Singleberater im deutschsprachigen Raum.
Er hält Vorträge rund um die Themen Partnersuche und Partnerschaft, leitet Workshops und bildet seit 2011 weitere Singleberater aus. Als erfolgreicher Buchautor ist er ein gefragter Experte in den Medien (Spiegel, ZDF, SWR) und schreibt zudem als freier Autor für verschiedene Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender. Christian Thiel ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.
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