Der Mode-Gingant C&A ist in Deutschland äußerst beliebt und hat bereits in der Vergangenheit immer wieder Schritte in Richtung Fairness und Nachhaltigkeit gewagt. Nun geht der Konzern noch einen Schritt weiter und bietet neben seinen aktuellen Kollektionen eine Auswahl an Secondhand-Kleidung an. In Zusammenarbeit mit dem Secondhand-Spezialisten carou will uns C&A das Thema Secondhand etwas schmackhafter machen und den Kampf gegen unsere Wegwerfgesellschaft aufnehmen.
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Pilotphase startet in Hamburger C&A’s Altona Filiale
Für einige unter uns ist nur der Begriff Secondhand bereits mit negativen Gedanken bedeckt. In der Schule galten diejenigen, die Secondhand-Kleidung trugen, als arm und wurden gehänselt. Auch der Gedanke daran, dass die Kleidung etwa unrein wäre, oder bei der Tatsache, dass wir nicht wissen, wer die Sachen vorher getragen hat, stellen sich bei vielen die Haare auf. Taste the Waste – Warum schmeißen wir unser Essen auf den Müll?
Insbesondere ein Modegigant wie C&A es ist, wird alles daran tun, sich nicht nachsagen zu lassen, die Kleidung, die in den Shops verkauft wird, sei unrein, alt und vielleicht sogar ekelig. Die C&A-Filiale Altona in Hamburg möchte mit seinem Pilotprojekt den nächsten Schritt in Richtung Kreislaufmode wagen und ist dafür eine Kooperation mit dem Start-up carou eingegangen.
„Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit C&A. Das Unternehmen hat seit Langem einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Fairness und ist nicht zuletzt aus diesem Grund auch eines der beliebtesten Modeunternehmen in Deutschland.“
So, Sonja Bösch, Gründerin und CEO von carou gegenüber Watson. Bereits seit 2018 können C&A Kunden und Kundinnen im Rahmen des “We take it back“-Sammelprogramms ausgedienten Schrankleichen ein zweites Leben einhauchen. Außerdem legt die Filiale großen Wert darauf, hauptsächlich Kleidungsstücke aus nachhaltigeren Materialien wie Bio-Baumwolle und Cradle-to-Cradle Produkten aufzunehmen. Somit verfolgt C&A bereits seit einigen Jahren den Ansatz in Richtung mehr Nachhaltigkeit.
Wer oder was ist carou?
Carou ist ein 2015 gegründetes Start-up im Bereich Fashion Re-Commerce mit Sitz in Darmstadt. Das Start-up hat mittlerweile etwa 150.000 Artikel im Sortiment, sowohl für Kinder und Frauen als auch die Herren unter uns. Mittlerweile hat sich carou zu einer der größten Online-Plattformen im Bereich von Fashion Re-Commerce etabliert. Die Philosophie des Unternehmens heißt Second-Hand lieben und leben – und das jeden Tag, und mit dem innovativen All-in-one-Konzept verleiht das Start-up-Unternehmen dem Online-Markt für Pre-loved Fashion ein neues Gesicht.
“carou steht für Fashionable Second-Hand, Fun Shopping und Sustainability.
Unser Ziel ist es, Dich glücklich zu machen: mit einem begeisternden Angebot, fairen Preisen und einem einmaligen Service!“
Heißt es auf der Webseite von carou.
Nicht nur C&A setzt auf mehr Nachhaltigkeit
Der beliebte Modegigant C&A ist aber nicht der einzige Modekonzern, der auf Nachhaltigkeit und ein besseres Bewusstsein in Sachen Mode setzt. Denn auch Filialen wie etwa das Karstadt-Warenhaus am Berliner Hermannplatz oder das Breuninger-Modehaus in Karlsruhe bieten neben den neuen Kollektionen Mode aus zweiter Hand an. Die Secondhand-Welle wird immer größer und zieht ein Modehaus nach dem anderen in seinen Bann. Breuninger etwa kooperiert mit dem Secondhand-Spezialisten Vite EnVogue
„Wir finden, dass es ein hoch spannendes Thema ist, weil es den Zeitgeist trifft.“
So ein Sprecher des gehobenen Modeunternehmens. Vite EnVogue hat sich auf den Weiterverkauf gebrauchter Artikel von Edelmarken wie Chanel, Prada oder Gucci spezialisiert. Die Produkte werden vor dem Weiterverkauf geprüft und Plagiate aussortiert. Laut Breuninger kommt die Erweiterung des Sortiments enorm gut bei den Kunden an, weshalb das Unternehmen bereits darüber nachdenkt, dieses Konzept auch in weiteren Filialen einzusetzen.
Überraschend ist der Boom des Secondhand-Konzepts nicht, denn vor allem in der Coronazeit hat das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz noch einmal einen zusätzlichen Schub bekommen.
„Der Trend Secondhand-Kleidung zieht immer größere Kreise und hat das Potenzial, in den kommenden zehn Jahren einen Marktanteil von 20 Prozent auf sich zu vereinen.“
Heißt es in der Studie Fashion 2030 – Sehen, was morgen Mode ist der Unternehmensberatung KPMG und des Kölner Handelsforschungsinstituts EHI. So setzen gut ein Drittel (34 %) aller Deutschen auf Kleidung aus zweiter Hand, während weitere 29 % sich gut vorstellen könnten, diese Art von Mode zu kaufen.
Warum wir dennoch einen kritischen Blick auf Secondhand-Ware werfen sollten
Es ist nicht alles Gold, was glänzt – und hinter dem Secondhand-Trend verbirgt sich ein enorm lukratives Geschäft. Natürlich ist das Geschäft mit der Secondhand-Mode auf den ersten Blick nichts negativ Behaftetes. Es fließt kein Geld an die großen Fast-Fashion-Konzerne, Kleidungsstücke werden wiederverwendet und niemand wird an der Nähmaschine ausgebeutet. Bei all dem Glitzer vergessen wir aber zu hinterfragen, an wen das Geld denn eigentlich stattdessen fließt? Wer verwendet die Kleidung wieder? Und wer bereitet sie für den Wiederverkauf auf?
2014 etwa wurden um die 4,3 Millionen Tonnen Altkleider gehandelt. Das klingt zunächst nicht problematisch. Dennoch wissen wir nach wie vor nicht, wo genau die Kleidung herkommt und wer sie für den Markt aufbereitet hat. Das Onlinemagazin Fashion Changers hat sich dieser Frage angenommen und das Secondhand-Unternehmen Picknweight gefragt, woher sie ihre Ware beziehen. Die Antwort war laut des Magazins nicht mehr als ein Schulterzucken… Im Zuge weiterer Recherchen hat das Onlinemagazin dann herausgefunden, dass Picknweight seine Kleidung hauptsächlich von der Soex Group kauft. Diese ist zugleich die Muttergesellschaft des Unternehmens, gehört zu den größten Altkleiderverwertern weltweit und steht immer wieder in der Kritik, weil hier Geschäft mit Altkleiderspenden gemacht wird. So kommt ein Großteil der Kleider aus Altkleidercontainern des Deutschen Roten Kreuzes.
„Irgendjemand muss sich schließlich um die riesigen Abfall-Berge kümmern“
verteidigt der Soex-Chef Alex Buchholz sein Konzept in einem Interview mit dem Stern. Das ist auch nicht ganz falsch, allerdings ist es fraglich, ob man das als fair und nachhaltig bezeichnen kann, wenn Modekonzerne Spenden verwenden, um selbst ein Geschäft darauf aufzubauen. Ferner werden einige dieser Spenden in diverse afrikanische Länder exportiert, wodurch die dort ansässigen Textilmärkte zerstört werden. Aufgrund dessen haben bereits ca. 42 Nationen (hauptsächlich in Afrika, Südamerika und Asien) den Import von gebrauchter Kleidung beschränkt oder verboten.
Was sagt das Rote Kreuz dazu? Das Rote Kreuz verteidigt sein Vorgehen damit, dass der größte Teil der gespendeten Kleidung aus Damenbekleidung besteht, während es an genügend Spenden für Männer fehlt.
„In der Wintersaison benötigen wir Kleidung für die Klienten unseres Wärmebusses (Winterjacken, Pullover, Schals und so weiter für Obdachlose), ganzjährig fehlt es an gut erhaltener Herrenbekleidung in kleineren Größen (für geflüchtete junge Männer).“
So ein Sprecher des Roten Kreuzes.
Fazit des Themas: So gut die Dinge uns auch verkauft werden, wir sollten immer kritisch bleiben und hinterfragen, wo unsere Sachen herkommen und wer alles dahintersteckt. Natürlich ist es besser, Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen, anstatt sich ständig mit Neuem zu rüsten und die Ware nach einem Jahr wegzuwerfen. Wenn wir aber nicht wissen, wo die Mode herkommt und wer sie aufbereitet hat, sollten wir, um sicherzugehen, lieber auf private Anbieter setzten. Denn hier wissen die meisten, wo ihre Kleidung herkommt, und die Aufbereitung findet meist im eigenen Haus statt.
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