Mittlerweile an so ziemlich jedem Tisch im Restaurant, auf der Toilette, an Bars, im Eingangsbereich oder an der eigenen Handtasche hängend als süßer Anhänger getarnt. Desinfektionsmittel ist ein fester Bestandteil unseres Alltags geworden, um sich selbst vor Keimen und Viren zu schützen. Experten jedoch sind sich einig, dass zu viel Hygiene krank machen kann. Vor allem unser Immunsystem leidet unter dem ständigen Hygienezwang, aber auch Haut und Darmflora können leiden.
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Chlorkalk – die Anfänge der Desinfektion
Vor etwa 200 Jahren noch ist durchschnittlich jede 10. Frau während der Geburt ihres Nachwuchses verstorben. Kindbettfieber war oftmals die Diagnose. Der wahre Grund, genauer gesagt der Auslöser dieser Infektion lag in den meisten Fällen an mangelnder Hygiene seitens der Ärzte. Denn zu dieser Zeit gab es noch kein Desinfektionsmittel. Im Laufe der Zeit ist den Beteiligten aufgefallen, dass diese Todesursache in den meisten Fällen nur dann auftrat, wenn der behandelnde Arzt mit Leichen zu tun hatte, bevor dieser sich einer Patientin für die Entbindung annahm. Die Ärzte hatten sich damals zwischen den beiden Fällen häufig nicht einmal die Hände gewaschen und wechselten somit direkt von Leiche zu Geburt. Die Erreger dieser Infektion können Staphylokokken, Streptokokken, Escherichia coli, Neisseria gonorrhoeae und diverse Anaerobier sein, welche durch die große Wundfläche in der Gebärmutter, welche durch das Ablösen der Plazenta entsteht, in den Organismus eintreten.
1798 kam der Wandel durch Charles Tennant. Der schottische Chemiker unternahm erstmals Versuche mit dem Calciumsalz der Hypochlorigen Säure, Calciumhypochlorit. Die Verwendung dieses Stoffes sank die Sterberate abrupt von 12 auf knapp zwei Prozent. Somit war das erste Desinfektionsmittel erfunden. Seitdem hat sich, wie wir wissen, einiges getan. Desinfektion ist in jedem Krankenhaus zur Pflicht geworden, wir desinfizieren unsere Wunden, wenn wir uns mal schneiden oder stoßen und selbst unser Trinkwasser wird aufbereitet und desinfiziert, damit wir es sorgenfrei zum Duschen, Trinken und Kochen verwenden können. Die Erfindung der Desinfektion hat also durchaus Gutes gebracht und war ein Meilenstein vor allem im Bereich der Medizin. Aber…
Keimfrei bedeutet nicht automatisch sauber und gesund
Die Desinfektion ist nicht im Krankenhaus geblieben und hat sich zu einem alltäglichen Gebrauchsgegenstand entwickelt. Es gibt kaum einen Haushalt in Deutschland, in welchem nicht wenigstens eine Desinfektion in irgendeiner Form zu finden ist. Das Haus muss sauber und rein sein. Kinderspielzeug, Oberflächen, Türgriffe etc. alles muss regelmäßig desinfiziert werden, um Krankheiten vorzubeugen. Sogar in Zahnpasta, Seifen, Duschgelen und Kleidung lassen sich antibakterielle Stoffe finden. Aber hey! Übertreibt es mal nicht, denn keimfrei bedeutet nicht automatisch gesund. Im Krankenhaus ist das eine andere Geschichte. Aber ich daheim muss mir nicht fünfmal am Tag die Hände desinfizieren. Denn statt unserem Immunsystem zu nützen, kann diese Art der übertriebenen Hygiene sogar krank machen.
Ralf Dieckmann vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sagt gegenüber Zeit Online:
“In privaten Haushalten sind Desinfektionsmittel weitgehend überflüssig”
“Wägt man Nutzen und Risiko von Desinfektionsmitteln gegeneinander ab, überwiegen ganz klar die Risiken.”
Sogar das Robert Koch-Institut und das Umweltbundesamt raten bereits jahrelang davon ab, Desinfektionsmittel im Alltag zu nutzen. Einer der Hauptgründe hierfür ist die Tatsache, wie antibakterielle Stoffe in unserem Körper wirken.
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Triclosan steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen
Triclosan etwa, ein Inhaltsstoff, welchen wir beispielsweise auch in Zahnpasta, Reinigungstüchern und Deos finden, steht im Verdacht, den Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen. Ferner gehen verschiedene Wissenschaftler davon aus, dass der chemische Stoff die Muskeln schädigt, Allergien auslöst und die Gehirnentwicklung stören kann. Diesen Aspekt haben Forscher anhand von Tierversuchen untersucht. Die Wissenschaftler kamen im Zuge ihrer Untersuchungen sogar zu dem Entschluss, dass die Wirksamkeit des Stoffes Triclosan gegen Bakterien infrage gestellt werden sollte. So ist der Stoff in den Vereinigten Staaten von Amerika etwa bereits verboten, während Triclosan inDeutschland nur in Produkten verwendet werden darf, die nicht lange auf dem Körper bleiben – also Bodylotions zum Beispiel.
Aber auch Diethylphthalat etwa, welches mitunter auch als Formulierungshilfsmittel für Pflanzenschutzmittel verwendet wird und zum Beispiel in Reinigungstüchern vorkommt, kann die Haut schädigen und durchlässiger für Fremdstoffe machen. 2012 wurde dahin gehend zumindest eine Biozidverordnung verabschiedet, welche sehr streng regelt, welche Stoffe, die schädlichen Organismen abtöten und welche anschließend von der EU anerkannt und genehmigt werden.
Sind Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung aggressiver Keime kontraproduktiv?
Ein interdisziplinäres Forscherteam vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), der Universität Leipzig und der Universität North Carolina State untersuchte die Frage, ob auf unseren Körper und in unseren Häusern die gleichen Gesetze der biologischen Vielfalt gelten wie draußen in der Natur. Würde dies zutreffen, wären die von uns angewendeten aktuellen Hygienemaßnahmen zur Bekämpfung aggressiver Keime teilweise sogar kontraproduktiv. So empfiehlt das Forscherteam etwa, die Rolle der Artenvielfalt verstärkt auch bei Mikroorganismen in den Ökosystemen unseres Körpers und des Hauses zu untersuchen.
Ökosysteme in freier Natur wie unter anderem Wiesen oder Wälder sind besonders dann widerstandsfähig gegen Störungen wie etwa eindringenden gebietsfremden Arten, Klimaschwankungen oder eben Krankheitserregern, wenn diese Systeme eine hohe biologische Vielfalt aufweisen. Die Forscher haben herausgefunden, dass grundlegende Funktionen der Lebensgemeinschaften im Ökosystem verloren gehen, wenn deren biologische Vielfalt reduziert wird. Diese sogenannte Stabilitätstheorie wurde bereits in Hunderten von biologischen Studien belegt – vorwiegend allerdings für den Lebensraum von Tieren und Pflanzen.
Übertragen auf uns kann man, wenn man sich unser Zuhause unter dem Mikroskop ansieht, erkennen, dass sich auch hier eine genauso vielfältige Lebensgemeinschaft aus Mikroorganismen zusammentut wie in der freien Natur. Daher gehen die Forscher davon aus, dass für diese Mikroorganismen dieselben Regeln gelten wie für die „großen“ Ökosysteme unserer Natur.
„Wir beeinflussen diese Mikro-Biodiversität täglich, vor allem, indem wir sie bekämpfen, beispielsweise durch Desinfektionsmittel oder Antibiotika – eigentlich mit dem Ziel, die Gesundheit zu fördern“
So der Ökologe Robert Dunn, Professor an der Universität North Carolina State und der Universität Kopenhagen.
„Diese Eingriffe in mikrobielle Artzusammensetzungen könnten die natürliche Eindämmung von Krankheitserregern behindern.“
Unser Körper benötigt die Bakterien, um zu funktionieren
Unser Körper bietet Tausenden Bakterienarten Heimat, und das ist auch gut und wichtig so. In der freien Natur etwa teilen Pflanzen oder Tiere sich die vorhandenen Ressourcen in ihrem Lebensraum untereinander auf, während gleiche Arten miteinander konkurrieren. Neue Arten haben es in der Natur daher oft schwer, sich zu etablieren – so zumindest in einem funktionierenden Ökosystem. In einem artenarmen oder vom Menschen gestörten Ökosystem können sich gebietsfremde Arten jedoch einfacher einnisten und vermehren.
Auf den menschlichen Körper übertragen würde das bedeuten, dass wir unser körpereigenes Ökosystem schädigen oder zerstören, indem wir die wichtigen Bakterien durch zu viel Hygiene und Desinfektion abtöten. Denn ein Desinfektionsmittel unterscheidet, ähnlich wie Antibiotikum, nicht zwischen Gut und Böse. Auf lange Sicht würde das bedeuten, dass wir uns also definitiv anfälliger für Krankheitserreger und die damit einhergehenden Krankheiten machen.
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