„Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen Dir mehr Glauben schenken, wenn Du behauptest, es sei wissenschaftlich bewiesen.“ Ein ironischer Satz, der zeigt, wie leichtgläubig wir werden, wenn es um die Wissenschaft geht. Leider kommt es nicht zu selten vor, dass Wissenschaftler Ergebnisse ihrer Arbeiten fälschen, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Wie vertrauenswürdig sind wissenschaftliche Studien also wirklich und wie können wir erkennen, ob das Geschriebene wahr ist oder eben nicht?
„Der Zweifel ist der Beginn der Wissenschaft. Wer nichts anzweifelt, prüft nichts. Wer nicht prüft, entdeckt nichts. Wer nichts entdeckt, ist blind und bleibt blind.“
(Pierre Teilhard de Chardin)
Jährlich werden etwa 300 wissenschaftliche Publikationen zurückgezogen
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Das Fachmagazin Nature machte bereits im Jahr 2011 darauf aufmerksam, dass jährlich etwa 300 wissenschaftliche Publikationen zurückgezogen werden. Meist wird das Zurückziehen dieser Publikationen damit gerechtfertigt, dass die Arbeit aufgrund von Flüchtigkeitsfehlern nicht fachgerecht ist. In den meisten Fällen soll es sich tatsächlich aber um bewusste Fälschungen von Daten aus wirtschaftlichen Motiven handeln. Man glaub gar nicht, wie viel Geld hier fließt, denn hinter den manipulierten Ergebnissen stecken häufig Forschungsförderungen in Millionenhöhe.
Dr. Arturo Casadevall vom New Yorker Albert Einstein College of Medicine, Dr. Ferric C. Fang von der University of Washington und R. Grant Steen von der University of North Carolina haben sich mit dem Thema genauer auseinandergesetzt und sind den Ursachen für die Fälschungen auf den Grund gegangen. Die daraus resultierende Analyse wurde in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht und umfasste insgesamt etwa 2.047 Artikel, die von Fachmagazinen abgelehnt oder von Forschern selbst zurückgezogen wurden. Drei Viertel dieser Artikel ließen ein eindeutiges wissenschaftliches Fehlverhalten erkennen, wobei es sich bei 158 Arbeiten nicht nur um Flüchtigkeitsfehler handelte, sondern um vorsätzliche Täuschungen aus finanziellen Beweggründen.
Wissenschaftsbetrug offenbar Bagatelldelikt
Man möchte meinen, dass solche Vergehen mit hohen Strafen belegt werden, wenn man bedenkt, welche Folgen eine falsche wissenschaftliche Studie nach sich ziehen kann. So publizierte der Wissenschaftler Dr. Boris Cheskis, der für das Forschungszentrum eines Pharmaunternehmens arbeitete, gemeinsam mit seinen Kollegen beispielsweise zwei Arbeiten über den Nutzen von Östrogen-Therapien. Nachdem Cheskis aufgrund seiner Veröffentlichung mit zu viel Gegenwind zu kämpfen hatte und die kritischen Fragen seiner Kollegen immer lauter wurden, zog der Wissenschaftler seine Veröffentlichung zurück.
Die Begründung: Einige ihrer Daten seien nicht „belastbar“. Das United States Department of Health and Human Services hatte das Ganze anders beschrieben: Cheskis habe die erhobenen Zahlen und Daten bewusst gefälscht. Nachdem das bekannt wurde, musste der Wissenschaftler sich aber weder für sein fachliches Fehlverhalten rechtfertigen, noch wurde er dazu angehalten, die bereits bewilligten Forschungsgelder zurückzuzahlen. Problematisch ist neben der Tatsache, dass der Wissenschaftler unrechtmäßig einen Haufen Geld kassierte auch der Umstand, dass hier bewusst mit der Gesundheit unzähliger Frauen gespielt wurde.
Verantworten musste sich Dr. Boris Cheskis lediglich, indem sich der Wissenschaftler dazu bereit erklärte, über einen Zeitraum von zwei Jahren nicht in beratender Funktion für den United States Public Health Service tätig zu sein und seine Forschungsprojekte unter Aufsicht zu stellen.
Dr. Boris Cheskis ist kein Einzelfall
Aber auch bei uns in Europa wurden zahlreiche solcher wissenschaftlichen Machenschaften bekannt gemacht. Der Niederländer Diederik Stapel zum Beispiel bekam viel Aufmerksamkeit für seine Studien, die sowohl in Fachzeitschrift wie der die Zeit, Spiegel Online oder der New York Times veröffentlicht wurden. Der renommierte Sozialpsychologe war Professor, Doktorvater und sogar Dekan.
2011 dann der Schock: Denn Diederik Stapel war vor allem ein Hochstapler. Zunächst schönte er seine Ergebnisse so wie sie ihm gerade passten, und als wäre das nicht schon schlimm genug, dachte er sie sich später einfach ganz aus. Im Zuge dessen entstanden mehr als 50 gefälschte Publikationen. Seine Stellungnahme lautete wie folgt:
„Ich wurde besessen von Ergebnissen, davon, Antworten zu finden. Das war meine Obsession. Das war mein Ende.“
Diederik Stapel
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Ähnlich ging es auch dem deutschen Physiker Jan Hendrik Schön. Der Physiker wurde bereits als Held gefeiert, veröffentlichte er doch alle acht Tage einen Fachartikel und sollte der bis dato jüngste Direktor eines Max-Planck-Instituts werden. Aber auch hier: Der Physiker fälschte seine Forschungsergebnisse. So hatte Schön unter anderem identische Messergebnisse zu völlig verschiedenen Experimenten veröffentlicht, was 2001 von einigen andere Physiker entdeckt wurde.
Wirklich bestraft werden die Wissenschaftler für solche Vergehen aber wie bereits erwähnt nur sehr selten. Tatsächlich wurden im Laufe der vergangenen Jahre lediglich zwei Gefängnisstrafen gegen amerikanische Wissenschaftler verhängt.
Die Wissenschaft lebt vom Wettbewerb
Ein essenzieller Grund für die Risikobereitschaft, die eigene Karriere aufgrund falscher Forschungsergebnisse auf Spiel zu setzten, ist unter anderem der enorme Publikationsdruck. Viele Wissenschaftler müssen regelmäßig Ergebnisse liefern und veröffentlichen, um nicht die Finanzierungen für diese Forschungen zu verlieren.
„Natürlich hat Wissenschaft auch immer etwas mit Wettbewerb zu tun. Das wissen die Wissenschaftler, sie müssen sich dem Wettbewerb stellen – national und auch international.“
Prof. Dr. Jörg Hacker,
Prof. Dr. Jörg Hacker ist Präsident der Leopoldina.
Darüber hinaus spielen aber natürlich auch Geltungssucht und Geldgier eine große Rolle in der Wissenschaft. So sind aufgrund des vorherrschenden Kapitalismus schon so einige renommierte Wissenschaftler zu Hochstaplern geworden. Denn die Summen an Geld, welche hier über die Tische gehen, sind durchaus verlockend. Aber eben nur durch Erfolg erhältlich.
Wissenschaft bedeutet nicht automatisch Wahrheit!
Das sind ja großartige Voraussetzungen, mag sich manch einer jetzt vielleicht denken… Wie können wir gefälschte Forschungsergebnisse denn erkennen? Uns als Laien fehlt natürlich sämtliche nötige Fachkompetenz, um beurteilen zu können, ob eine Studie echt oder gefälscht ist. Das Einzige, was uns hier hilft, ist unser gesunder Menschenverstand. Das eigenständige Denken und das kritische Hinterfragen sämtlicher Inhalte, die uns zugespielt werden. Ein anderer wichtiger Aspekt, was die Seriosität von Studien angeht, ist natürlich der, der Sponsoren. Wer ist an der Studie beteiligt, wer finanziert sie und wer könnte einen möglichen Vorteil daraus ziehen?
Leider verlernen wir immer mehr unseren gesunden Menschenverstand zu nutzen und vertrauen zu oft blind auf das, was andere uns erzählen. Wir vertrauen viel zu selten unserer Intuition, obwohl uns diese in vielen Fällen richtig lenken würde. Sobald auch nur der geringste Zweifel an einer bestimmten Aussage aufkommt, heißt es recherchieren, um diese Zweifel entweder zu bestätigen oder aus der Welt zu schaffen. Denn Wissenschaft bedeutet nicht automatisch Wahrheit. Natürlich ist die Wissenschaft an sich nicht schlecht. Das ist auch nicht der Kernpunkt unserer Aussage dieses Artikels. Unter den richtigen Umständen ist die Wissenschaft sogar eine enorme Bereicherung für uns Menschen. Allerdings sind auch Wissenschaftler nur Menschen. Und die machen bekanntlich Fehler, haben subjektive Empfindungen, verfolgen persönliche Interessen und nehmen die Dinge unterschiedlich wahr. Und genau diesen Punkt darf man als Leser einer wissenschaftlichen Arbeit niemals außer Acht lassen.
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