Der bekannte Autor Dr. Ruediger Dahlke hat sich seit der Finanzkrise verstärkt mit dem Thema Geld beschäftigt. Was können wir tun? Wie denken wir selbst eigentlich über Geld? Und wie können wir uns aussöhnen mit falschen Denkweisen bezüglich des Geldes?
Wer die Probleme des bestehenden Systems durchschaut von der Zinses-Zins-Problematik bis zu den sich geradezu für Plünderungen anbietenden Solidarsystemen und Bürokratien, hat verschiedene Optionen. Er kann das System boykottieren, wo es geht, es sogar vorsätzlich schädigen und bekämpfen, ja sogar selbst ausbeuten, weil es ja sowieso nichts taugt, oder er kann sich – trotz aller Probleme – damit aussöhnen und andere Prioritäten in seinem Leben setzen, die über Geld hinausgehen. Im Verweigerungs- wie auch im Aussöhnungsfall gibt es eine unerlöste und eine erlöste Variante.
Die unerlöste Möglichkeit im Verweigerungsfall kann darauf hinauslaufen, die Systeme zu boykottieren, auszubeuten und nach Kräften zu bekämpfen, Schulden anzuhäufen, den Offenbarungseid zu leisten, der dann völlige Narrenfreiheit gewährt. Vielleicht gelingt es so das Ganze ein wenig zu schwächen, vor allem wird derjenige aber sich selbst treffen und schwächen. Zwei solcher Menschen, die mit gescheiten Argumenten ihren Boykott untermauerten, hab ich mit ihrem Anliegen und vor allem auch persönlich scheitern sehen. Die Grundhaltung macht es – in meinen Augen – fast zwingend. Aus der eigenen Schwäche heraus lässt sich nichts erreichen.
Die erlöste Variante wäre ein kritisches Bekämpfen der Systemauswüchse und vor allem -fehler, politisches Engagement für Reformen oder radikale Änderungen wie es sich etwa im Kreis von Attac findet. Voraussetzung dafür ist aber auch ein vorläufiges persönliches Arrangement mit diesem System, das nun einmal diese, unsere Welt bestimmt. Das könnte aber so bewusst passieren, dass die Seele keinen Schaden daran nimmt.
Die unerlöste Variante im Aussöhnungsfall ist am weitesten verbreitet und läuft darauf hinaus, voll mitzumachen und das Beste für sich selbst herauszuholen unter Ausnutzung aller sich bietenden Chancen. Das ist letztlich nur eine andere Form der Ausbeutung des Systems. Dabei kann man reich und erfolgreich werden nach den Kriterien der Geldgesellschaft. Die eigene Seele wird allerdings leiden.
Die erlöste Variante im Aussöhnungsfall läuft darauf hinaus, in einem System, dessen Schwächen und Fehler man erkannt hat, trotzdem mit zu spielen, um sich Entwicklungsräume für Wichtigeres als Geld zu schaffen. Wer dabei seine alt(modisch)e Seele im Auge hat, kann ihr Leiden ersparen, indem er Chancen auslässt, die zwar Geld versprechen, aber der Seele schaden. Wenn er Frieden schließt mit dem jetzigen System einschließlich seiner Banken, Zinsen usw., kann er auch selbst zu Geld kommen auf Wegen, die seine Seele toleriert. Geld lässt sich, selbst für empfindliche Seelen, ethisch vertretbar anlegen und so erhalten oder sogar moderat vermehren. Auf dieser Grundlage lassen sich andere Prioritäten setzen wie die Entwicklung der Seele und die Erweiterung des Bewusstseins und ein relativ glückliches Leben führen in einem relativ unglücklichen System.
Schlecht dran ist, wer ständig im Konflikt bleibt und auf ein besseres System wartet. Da kann er wohl lange warten, während das Leben vergeht. Die beiden erlösten Varianten sind sogar miteinander zu verbinden. Es ist durchaus keine Schande in einem Spiel mitzuspielen, das man kritisiert, aber nicht umgehen kann und dabei auch noch erfolgreich zu sein.
Übung:
Fragen Sie sich in einer stillen Stunde zu welcher der vier Möglichkeiten Sie zuflucht genommen haben und welche Sie für die Zukunft anstreben. Gehören Sie zu den Ausgesöhnten oder den Widerständlern. Und haben Sie eine erlöste bewusste Form gewählt oder eher einen unbewussten unerlösten Boykott?
Die beste Geldanlage aber ist sicher dort gegeben, wo sie Menschen damit Freude machen, warum nicht auch sich selbst. Was immer Sie in die Entwicklung Ihrer eigenen und der Seele anderer investieren, ist absolut krisensicher und sogar noch garantiert über Ihren Tod hinaus bestens angelegt. Also Urlaube und Entwicklungsprojekte für Ihre Familie wären eine ideale Anlage. Die beste Pensionsvorsorge ist sowieso, dass Sie es schaffen, bis dahin immer noch ein glücklicher Mensch zu sein oder es gegebenenfalls zu werden. Denn davon hängt vor allem ab, wie sich Ihre Pensionszeit gestaltet und anfühlt.
Natürlich sollte das Geld auch reichen, aber auch dafür ist es am wichtigsten, Sie sorgen dafür, dass Ihr Mann und Sie eine Arbeit haben, die Ihnen Freude macht und sie erfüllt, denn dann werden Sie auch ein entsprechendes Entgeld dafür bekommen. Wenn Sie aber aus Freude arbeiten, braucht Ihr Geld weniger zu arbeiten und kann mehr Freude machen.
Ihren etwaigen Kindern sollten Sie aus meiner Sicht nicht das Leben dadurch erschweren, dass Sie es darauf anlegen, Ihnen einmal Geld zu vererben. Das bewährt sich vom psychologischen Standpunkt überhaupt nicht. Erbschaften sorgen vor allem für Unglück und Unwohlsein, schlechtem Gewissen und einer unfrohen Lebensstimmung, schlimmerenfalls behindern sie sogar das Selbstbestimmungsrecht der nächsten Generation.
Viel besser wäre da über SOS-Kinderdorf Kinder in der armen Welt zu adoptieren und Ihnen durch monatliche überschaubare Zahlungen eine Zukunft zu schenken. Ich bin tief überzeugt, dass solche Projekte insgesamt und auf lange Sicht und für alle die beste Rendite bringen.
Für uns persönlich hat es sich noch bewährt, ein eigenes Haus zu haben, aber dazu würde ich nur dann raten, wenn Sie wirklich leicht Geld verdienen wie ich und es Ihnen wirklich Spaß macht. Ein halbes Leben für ein Haus zu opfern, halte ich für idiotisch. Wenn Sie aber ein eigenes Haus haben oder auch sonst könnten Sie dafür sorgen, dass es sicher ist und kaum Energie verbraucht und trotzdem gemütlich ist und Ihr Leben unterstützt. Unser Haus hat nicht mal mehr ein Heizung, so Energie sparend ist es gebaut, es hat dabei viel Licht und eine gesunde Atmosphäre, sodass es Spaß macht darin zu wohnen. Soweit von meinen eigenen Erfahrungen.
Autor: Ruediger Dahlke
Quelle: www.kgs-hamburg.de
Die Psychologie des Geldes
ISBN 9783442219537
Dahlke, Ruediger
Verlag Goldmann