Besser, größer, schneller… Drei Begriffe, die sich beinahe wie eine Art Mantra in die Köpfe der Menschen eingebrannt haben, wenn es um Entwicklung geht. Insbesondere in Sachen Internet kann es gar nicht gut und vor allem schnell genug gehen. Angesichts dessen stellt uns der Ausbau des neuen 5G-Netzes vor eine große Herausforderung. Denn klar ist: Das neue Netz ist zwar schneller, aber ist es auch frei von Risiken? Vor allem in Verbindung mit dem globalen Insektensterben sind Wissenschaftler sich nicht einig, ob die neue Strahlenbelastung den Insekten schadet oder nicht. Viele Studien werden falsch ausgelegt und unter falschen Umständen durchgeführt. Mehr dazu im folgenden Artikel.
5G ist umstritten – das Problem mit dem neuen Mobilfunknetz
Da die Frequenzen für das Mobilfunknetz beim neuen 5G höher liegen (2 bis 3,7, theoretisch sogar um bis zu 60 GHz) als beim bisherigen (weniger als 2,6 Gigahertz GHz), werden für den Ausbau des neuen Netzes auch mehr Sendemasten benötigt. Das liegt daran, dass eine höhere Frequenz immer über eine geringere Reichweite verfügt, weshalb mehrere Masten aufgestellt werden müssen, um denselben Raum abdecken zu können, wie die alten Sendemasten.
Damit wären wir auch gleich beim nächsten Problem: Bisher wurden die Sendemasten an bestimmten Türmen, Häuserdächern oder Bergen angebracht, während die neuen Mobilfunkmasten so klein und kompakt sind, dass sie sich gewissermaßen an jeder Straßenecke, Straßenlaterne oder auch an Ampeln befestigen lassen. Menschen und Tiere kommen den Sendemasten also viel näher als zuvor und bekommen somit auch mehr Strahlung ab. Zwar sagen die Netzbetreiber Deutschlands, dass vom neuen Mobilfunknetz keine Gefahr ausgeht, da die geltenden Höchstwerte die Nutzer schützen würden, dennoch gibt es noch keine Langzeitstudien zum Thema. Und die Wissenschaft sagt explizit, dass sich die Studien bezüglich der alten Frequenzen nicht auf die neuen 5G-Netze übertragen lassen.
Die höchste Strahlenbelastung haben aktive Nutzer
Wer sein Smartphone häufig nutzt, bekommt auch mehr Strahlung ab. Klingt logisch… Beim 5G-Netz ist es allerdings wirklich so, dass sich die Strahlung in den Funkzellen anders verteilt als bei den bisherigen Masten. Das heißt: Die Signale werden über das sogenannte Beamforming vor allem dort hin gesendet, wo sie gerade gebraucht werden. Das klingt erst mal nicht schlecht. Wie soll allerdings zuverlässig die Strahlenbelastung gemessen werden, wenn diese sich nach Bedarf ändert?
Studien geben Anlass zur Vermutung, 5G könnte Insekten gefährden
In einem Punkt ist sich die Wissenschaft einig. Mobilfunkstrahlungen können grundsätzlich Einfluss auf Insekten und Vögel nehmen. So orientieren sich Bienen beispielsweise über das Magnetfeld unserer Erde. Künstlich erstellte Magnetfelder können also die Orientierung der fleißigen Tiere stören. Das kann zur Folge haben, dass Arbeiterinnen beispielsweise den Weg nach Hause nicht mehr finden. Dennoch ist das allgemeine Insektensterben aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausschließlich die Folge des neuen Mobilfunknetzes, da das Insektensterben bereits vor dem Beginn des Ausbaus stattfand.
Dennoch, die Strahlung wirkt auf Insekten anders als auf andere Tierarten. Beeinflusst die Strahlung beim Menschen nur lokale Stellen des Körpers, so gehen Wissenschaftler durch die geringe Körpergröße bei Insekten von einer Ganzkörperexposition aus. Wichtig ist das deshalb, weil Insekten im Gegensatz zum Menschen wechselwarme Tiere sind. Das bedeutet, ihre Körpertemperatur hängt von äußerlichen Faktoren und infolgedessen auch der Strahlungsenergie ab. Durch ihre Körpergröße absorbieren die Tiere insgesamt nur wenig Energie. Werden die Frequenzen des Mobilfunknetzes nun aber erhöht, ändert sich dieser Umstand ab 6 -24 GHz (in diesem Bereich liegt das geplante 5G-Netz) und die Insekten nehmen automatisch mehr Energie auf. Somit wird sich die Körpertemperatur der Tiere deutlich erhöhen, wodurch der Lebenszyklus gestört und das Verhalten der Tiere beeinflusst wird.
Darüber hinaus stellt das erhöhte Vorkommen der Sendemasten ein Problem dar, da Studien belegen, dass die Strahlungen sich negativ auf die Tiere auswirken, wenn diese sich in unmittelbarer Nähe der Masten befinden. Und dadurch, dass die kleinen kompakten Sendekästen buchstäblich an jeder Straßenecke angebracht werden können, ist dieser Umstand gar nicht so realitätsfern.
Weitere Forschungen sind nötig, um gesicherte Erkenntnisse zu liefern
Bei den Studien, die bisher durchgeführt wurden, gab es Tests, welche vor allem in Labors stattgefunden haben. Negative Ergebnisse unter realistischen Bedingungen wurden bislang noch nicht beobachtet. Was fehlt, sind ausreichende Untersuchungen in der gewohnten Umgebung der Tiere, wodurch oft falsche bzw. vorschnelle Schlüsse gezogen werden. So wurden die Tiere in einer Studie etwa direkt einem Mobilfunkgerät anstatt einem Sendemast ausgesetzt. Und auch die Bestrahlung der Tiere fand unter falschen Umständen statt. Die Insekten wurden einer sehr hohen Strahlungsenergie von etwa vier Watt pro Kilogramm ausgesetzt, welche in der natürlichen Umgebung der Tiere nicht vorkommt.
Im Gegenzug gibt es eine prominente Freiluftstudie, welche gegenteilige Ergebnisse lieferte. In dieser Studie kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Strahlung keinen Einfluss auf die Reproduktionsfähigkeit der Insekten hatte, egal, wie nah sich die Tiere an der Quelle befanden.
Eine wieder andere Studie der Universität Koblenz-Landau von 2005 und 2006 lieferte das Ergebnis, dass die Strahlung einen negativen Einfluss auf das Rückkehrverhalten von Bienen hat. Für die Studie wurde eine Basisstation für ein kabelloses Telefon direkt unter einem Bienenstock angebracht. Und tatsächlich konnte man beobachten, dass deutlich weniger Tiere zurückkehrten als im Vergleich zu den Tieren aus der Kontrollgruppe. Kritisiert wird dabei aber der Umstand, dass dieses Experiment unter nicht reellen Lebensbedingungen durchgeführt wurde, und auch die Folgestudie aus dem Jahr 2006 konnte die Ergebnisse der ersten Studie nicht bestätigen.
Bei den Forschungen müssen mehrere Faktoren einfließen
Wir sehen also, in diesem Bereich ist kaum von Einigkeit zu sprechen, wenn es darum geht zu beweisen, ob die Strahlungen nun ein Insektensterben verursachen wird oder nicht. Experten sind sich jedoch einig darüber, dass definitiv mehrere Faktoren einbezogen werden müssen, wenn wir gesicherte Ergebnisse wollen. So verlangt das Bundesamt für Strahlenschutz, dass Wissenschaftler bei ihren Untersuchungen Faktoren wie Krankheiten, Parasiten, Pestizide und die tatsächlich aufgenommene Energie der Insekten berücksichtigen und mit auswerten.
Es braucht also sehr genaue und komplexe Studien, um herauszufinden, ob das 5G-Netz tatsächlich ein Insektensterben nach sich ziehen wird. Wir sind allerdings der Meinung, dass es der falsche Weg ist, Dinge blind durchzuführen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welche Langzeitfolgen diese Taten haben könnten. Ganz davon abgesehen, dass es offensichtlich Hinweise für negative Auswirkungen gibt, welche nur noch nicht ausreichend untersucht wurden.
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